Ein Abend zwischen Tiki Bar und Präsidentschaftskanzlei: Marco Pogo.

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Fragt, was ihr für euer Land tun könnt – das nimmt Marco Pogo sich zu Herzen. Erstens hat der ausgebildete Mediziner auf dem Höhepunkt der Pandemie Fans persönlich gegen Corona geimpft. Dieser Einsatz beglaubigt wiederum einen anderen derzeit vom Musiker anvisierten Dienst am Volk: Der Gründer der Bierpartei will bei der kommenden Wahl zwar nicht Bundespräsident werden, aber antreten. Seit 2020 hält die Bewegung immerhin in Wiener Bezirken Mandate.

Dass er ein würdiger Vertreter des kleinen Mannes wäre, bewies Pogo (bürgerlich Dominik Wlazny) am Montagabend mit seinem ersten Kabarettprogramm Gschichtldrucker. Nicht im bobohaften Stadtsaal oder im gigantomanischen Globe stellte er sich auf die Bühne, sondern im Donaustädter Orpheum. Haute volee geht anders. Wenn das Wahlvolk so zahlreich zur Urne läuft wie zur Premiere, hat Pogo jedenfalls viel Grund zum Prosten.

Leitmotiv Bier

Schon das silbern-goldene Lamettadekor im Bühnenhintergrund greift das Leitmotiv im Leben des Künstlers auf. Bier zieht sich auch durch die Geschichten, die er zu erzählen hat. Jene vom Konzertauftritt vor Mitgliedern der chinesischen Mafia, der kurz zu entgleisen droht, weil Pogo on stage ihm nicht näher bekannte chinesische Schimpfworte aufsagt, kann man schon im vergangenen Herbst erschienenen Buch Gschichtn lesen. Pogo erzählt zudem vom wenig glamourösen Musi ker dasein zwischen klapprigem Tourbus, Backstagebereichen mit schimmliger Wurst und blutenden Fans, die eine Zigarette schnorren.

Doch es dreht sich nicht alles um Musik. Gesungen wird erst zur Zugabe. Wie Pogo in den (mit Pause) zwei Stunden von seiner "Ar beitseffizienz" als fauler Schüler berichtet, über im Urlaub peinliche Landsleute schimpft und die Odyssee zu einem neuen Handysignatur-Passwort beschreibt, hat Schmäh. Sympathiepunkte gibt’s fürs Dauerschmunzeln.

Gesellschaftskritik

Zur Hochform läuft der Abend aber auf, wenn Pogo sich anno 2056 zum Tagebuchschreiben hinter den Präsidentenschreibtisch in der "Hopfenburg" setzt. Dann muss er sich mit dem Klimawandel ("Da hilft dir kein Six-pack, da brauchst a Palettn!") ebenso plagen wie mit der unter Laura Sachslehner zur Spaßpartei geschrumpften ÖVP. Promille trüben den gesellschaftskritischen Blick nicht: Corona-Skeptiker, die Arbeitsbedingungen in Gesundheitsberufen und dass Politarbeit durch nötige U-Ausschüsse behindert wird, bringen Pogo in Rage, die FPÖ und geringe Steuern für Konzerne genauso. Der Intensivwahlkampf hat begonnen. Dieses Programm ist wählbar. (Michael Wurmitzer, 31.5.2022)