Sie war keineswegs immer unumstritten, war nicht immer beliebt – au contraire – war lange Zeit unterschätzt, und ist dennoch heute zweifelsfrei anerkannte Autorität und Instanz – nicht nur aufgrund ihres Ranges als Königin von England, als Herrscherin des British Empire und des Commonwealth. Im Gegensatz zu ihrem 25-Jahr-Thronjubiläum, das im Zeichen von Protesten ablief, fiebert man dieser Tage global dem 70-Jahr-Jubiläum von Queen Elizabeth II entgegen. Kaum ein Fernsehsender, der nicht mindestens drei Themenabende Vita, Wesen und Wirken der – seitdem sie Kaiser Franz Joseph mit seinen 68 Jahren Regentschaft im Guiness-Buch abgelöst hat – längstdienenden Monarchin aller Zeiten widmet. Von den Tabloids, den oftmals zu Revolverblättern (im wahrsten Sinn des Worts) mutierenden Seiten der Yellow Press ganz zu schweigen.

Foto: Taschen-Verlag

Rechtzeitig zum 70-Jahr-Thronjubiläum von Queen Elizabeth II erschien dieser Tage eine bildgewalte Biografie über Her Majesty alias Fotografische Geschichte von 1926 bis heute. Der von den Historikern Reuel Golden und Christopher Warwick sorgsam edierte Fotoroman erzählt die gesamte Lebensgeschichte, nur in Bildern. Angewandte Zeitgeschichte repräsentieren eigentlich alle inkludierten Fotografien, sowohl "private" als auch offizielle. Von der Geburt anno 1926, ihrer Kindheit über die Schulzeit, ihre frühe Heirat mit Prinz Philipp, die relativ unbeschwerte Zeit der jungen Familie mit den Kindern Charles, Anne, Andrew und Edward, bevor sie 1952 überraschend die Krone von ihrem Vater, King George VI, erbte, bis heute. Ihre Regentschaft war von Ups und Downs geprägt, von Zäsuren in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik.

Queen Elizabeth feiert dieser Tage ihr 70. Thronjubiläum. Was bringt die britische Monarchin in Partystimmung und welche Feierlichkeiten sind für das Platin-Jubiläum geplant?
DER STANDARD

Ihre Hoheit im Dienst des Souveräns

Her Majesty ist gleichermaßen eine Chronik der Royals wie ein Schaulaufen großer Fotografinnen und Fotografen, die sich ihr eigenes Bild der berühmtesten Monarchin der Welt machen durften, darunter Cecil Beaton, Dorothy Wilding, Lord Snowdon, David Bailey, Nick Knight, Patrick Lichfield, Harry Benson, Wolfgang Tillmans, Rankin, Annie Leibovitz et alii. Die royale Bildersammlung voll Glanz, Glamour, Kitsch und Kultur zeigt Auslandsreisen, Staatsempfänge, Pferderennen, Hutparaden, Hochzeiten, Corgis und Jubiläen.

Zwischen den Zeilen finden sich auch weniger glamouröse Seiten; Verstimmungen mit Winston Churchill, Margaret Thatcher, Tony Blair bis zu Boris Johnson, die Malaise mit Lady Diana und Befindlichkeiten mit Schwestern, Adel und Enkeln. Ausgespart bleiben die immer wieder aufkeimenden Diskussionen über die Relevanz der Monarchie selbst. Die natürliche Autorität der Person per se, die Queen Elizabeth durch ihre Disziplin, ihren Dienst an der Sache, am Staat errang, hat wohl mehr zur Instanz, die sie darstellt, beigetragen als das Amt selbst innehätte.

Zum 25-Jahr-Jubiläum der Queen regierte in der Popkultur die Ära des Punk. Vielleicht hätte die Kenntnis dieses Buchs Prinz Harry die Frage (à la The Clash) Should I Stay or Should I Go Now erspart, wäre seine Frau Meghan nicht davon überrascht worden, wer seine Grandma ist – wie sie bei Oprah Winfrey im Interview bekannte. So bleibt nur der Wunsch: "God Save the Queen!" (Gregor Auenhammer, 31.5.2022)