In fast schon grauen Urzeiten des STANDARD hat sich Ihre Autorin im Einserkastl hin und wieder dem Sprachwandel gewidmet beziehungsweise – sagen wir es, wie es ist – jene Ösis liebevoll durch den Kakao gezogen, die das durch die Werbesprache verbreitete piefkinesische Gebrauchsidiom für "Hochdeutsch" halten, weil sie sich ihrer eigenen Sprache so unsicher sind. Auld lang syne, wie der Schotte und die Schottin (einzeln oder auch gleichzeitig) sagen, lange her, heute gibt es nicere Themen.

Aber unlängst ist mir dann doch wieder das G'impfte aufgegangen (gut gealtertes hiesiges Sprachbild!), nämlich, als ich in einem dieser Social-Media-Kanäle das Wort "Wien" zu tippen anhub und mir zu dessen Vervollständigung automatisch "Wie'n" vorgeschlagen wurde. Nein, das ist kein absichtlich auferlegter Deppenapostroph wie jener in der einstigen Werbelinie für die schöne Stadt Inns'bruck, sondern eine Verdichtung von "Wie ein": Wie'n Wiener halt so sagt.

Na ja. Wir könnten uns mit "Deutsch:innen" rächen, aber à la longue sitzen sie am längeren Hebel. Apropos lange und länger, mir fällt in letzter Zeit eher der Import der verkürzten Formen auf: Auch mein geschätzter Kollege rau hat hierorts vor kurzem von einer "Verarsche" geschrieben. Bei Umkleide und Tanke, beide längst heimisch geworden, geht jedoch noch mehr als die bescheidene Endsilbe "ung" verloren. Das ist schon eine recht brutale Abkürze. (Gudrun Harrer, 31.5.2022)