Mahrer warnt vor "Kollateralschäden, die sich niemand ausmalen mag".

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Wien – Eines ist Harald Mahrer wichtig zu betonen: Als Bremser in Sachen Klimapolitik will der Wirtschaftskammerchef sich nicht verstanden wissen: "Ich bin der Meinung, dass wir an den klimapolitischen Zielen festhalten sollen". Aber – so betont er vor Journalisten – die Geschwindigkeit müsse die richtige sein. Das betrifft auch einen möglichen Gasausstieg. Wer behaupte, dass ein Ausstieg aus fossiler Energie in den nächsten Jahren möglich sei, verbreite eine "politische Lüge".

Nicht machbar

Ein Gasembargo wäre aus seiner Sicht ein "wirtschaftliches Armageddon", warnt Mahrer. Aus einer Versorgungslücke würde ein "Versorgungskrater" entstehen. "Das ist nicht machbar, das verursacht Kollateralschäden, die sich niemand ausmalen mag", betont er mehrfach. Man müsse das auch sagen – die Botschaft richtet sich wohl auch an Klimaschützer wie Fridays for Future. Alleine mit dem beschlossenen Ölembargo könnten die Preise an den Tankstellen zwischen 20 und 30 Cent je Liter steigen, rechnet der Kammerchef vor, der mehr Ehrlichkeit für nötig hält im Benennen der Auswirkungen eines Gas- und Ölstopps auf die Preise für die Konsumenten.

Masterplan für Österreich

Mit Hilfe aus Deutschland oder etwa Italien könne Österreich etwa bei einem Gasstopp kaum rechnen, sagt Mahrer. Diese Länder hätten im Ernstfall nämlich selbst alle Mühe, ihre Lücken zu füllen. Deswegen brauche es jetzt einen Masterplan für Österreich, richtet er der Bundesregierung – und da vor allem der Grünen-Ministerin Leonore Gewessler – aus. Alle bisherigen Pläne in Sachen Klimaneutralität, die vor der russischen Invasion in der Ukraine erdacht worden seien, hätten "keine Relevanz mehr", die könne man dann zum Einheizen nehmen, wenn das Gas fehle. Ein Masterplan müsse auf den Tisch. Eigentlich sei es "energiepolitisch fünf nach zwölf", macht Mahrer Druck.

Was eine Priorisierung der Gasversorgung betrifft, sollte tatsächlich kein Gas mehr aus Russland kommen, so sagt Mahrer, es sei gar nicht so leicht zu sagen, Privathaushalte kämen vor der Wirtschaft: Viele Betriebe würden mit ihrer Prozessabwärme auch Haushalte beheizen. Einmal mehr fordert er beschleunigte Verfahren und mehr Initiativen etwa im Wasserstoffbereich oder bei den E-Fuels. (rebu, 31.5.2022)