Der digitale Euro lässt noch auf sich warten.

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Sie heißen eNaira, Sand Dollar oder schlichtweg digitaler Yuan: Länder wie Nigeria , die Bahamas oder China setzen auf digitale Währungen, die offiziell von den Zentralbanken herausgegeben werden und somit in den Ländern als digitale Zahlungsmittel dienen. Doch während die besagten Staaten mit Projekten rund um diese Central Bank Digital Currencies (CBDC) vorpreschen, geht man in Europa noch recht zögerlich vor, wie es in einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens PwC heißt.

Nigeria, Bahamas und China

Im "PwC CBDC Global Index 2022" wird die Liste der in der Bevölkerung verfügbaren digitalen Währungen angeführt vom eNaira der Zentralbank von Nigeria (CBN), dem ersten CBDC in Afrika, sowie dem Sand Dollar, der von der Zentralbank der Bahamas seit Oktober 2020 als gesetzliches Zahlungsmittel ausgegeben wird. Die beiden Staaten gelten als Pioniere im Bereich der CBDCs.

China folgte als erste große Volkswirtschaft ebenfalls im Jahr 2020 mit der Präsentation einer eigenen digitalen Zentralbankwährung, dem digitalen Yuan, und findet sich somit ebenfalls unter den erfolgreichsten CBDC-Projekten.

Die Motivation hinter digitalen Währungen

Als Ziel dieser offiziellen digitalen Währungen wird von den Staaten genannt, dass man die finanzielle Inklusion vorantreiben und dadurch die Wirtschaft antreiben wolle. "Die Verbesserung der finanziellen Eingliederung, die Erleichterung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs und die Bekämpfung der Finanzkriminalität sind alles Faktoren, die eine Rolle spielen", sagt Johannes Edlbacher, Steuerexperte und Partner bei PwC Österreich.

Doch wo Licht ist, da ist freilich auch Schatten. So fürchten Kritiker, dass mit der Bekämpfung von Geldwäsche auch ein Verlust der Privatsphäre einhergeht – denn Zahlungen mit digitalem Geld sind im Vergleich zu jenen mit Bargeld restlos nachverfolgbar.

Doch auch andere Kritikpunkte gibt es. So könnte bestehenden Retailbanken etwa eine Geschäftsgrundlage entzogen werden, wenn das digitale Geld direkt und ohne Mittelmann von den Zentralbanken an die Bevölkerung ausgegeben wird. Und in kleinen Volkswirtschaften könnte die Landeswährung an Bedeutung verlieren, wenn die Bevölkerung stattdessen mit einem digitalen Dollar, Yuan oder Euro zahlt.

Europa hinkt hinterher

In Europa ist man dementsprechend etwas bedachtsamer – böse Zungen würden sagen: verschlafener – bei der Einführung des digitalen Geldes. Die Europäische Kommission plant, Anfang 2023 einen Gesetzesentwurf für einen digitalen Euro vorzulegen, der als Rechtsgrundlage für die virtuelle Version des Euro dienen soll. Dabei will man auch auf hohe Datenschutzstandards achten.

Die EZB bekommt indes Druck von den Mitgliedsstaaten, der PwC-Analyse zufolge drängen Deutschland und Frankreich die EZB bereits seit vergangenem Jahr, den Prozess zu beschleunigen. Edlbacher begründet dies mit einem Blick auf die bisherigen Projekte. "Die derzeitigen Erfolge einiger Pilotprojekte zeigen deutlich, dass digitale Währungen womöglich die institutionelle digitale Transformation vorantreiben und das Zahlungssystem umwälzen werden", zeigt er sich überzeugt.

Digitale Währungen sind kein Kryptowährungen

Digitale Währungen sind nicht mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin zu verwechseln – über den sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde zuletzt äußerst negativ geäußert hatte. Vor allem mit Blick auf die jüngsten Kursstürze betonte Lagarde, dass der Wert des Bitcoin auf nichts basiere und es keinen Sicherheitsanker gebe.

Als Alternative zu den Kryptowährungen nennt Lagarde eben den geplanten digitalen Euro: "An dem Tag, an dem wir die digitale Währung der Zentralbank herausbringen, einen digitalen Euro, werde ich garantieren, dass die Zentralbank dahintersteht, und ich denke, dass sie sich stark von vielen dieser Dinge unterscheidet", sagte sie in diesem Kontext.

(In)stabile Stablecoins

Ein Aspekt von digitalen Währungen ist auch, dass diese in dem Verhältnis zu physischem Geld stehen, das ihnen von den Zentralbanken zugeschrieben wird – im Gegensatz zum Bitcoin, der in seinem Wert starken Schwankungen unterliegt.

Die Kryptoszene hat in diesem Kontext das Konzept der Stablecoins für sich entdeckt – Kryptowährungen, deren Wert beständig an herkömmliche Währungen, etwa den Dollar, gebunden sein soll. Sie sollen also stabil sein, gleichzeitig aber die Möglichkeit bieten, im digitalen Umfeld zu agieren. Ironischerweise verlor mit TerraUSD ausgerechnet eine solche Stablecoin schlagartig an Wert – und riss somit den gesamten Kryptomarkt in die Tiefe.

Edlbacher ist dennoch optimistisch in Bezug auf dieses Konzept. "Die Rolle von Stablecoins auf den Kryptomärkten wird – trotz des Absturzes der Kryptowährung TerraUSD – wachsen, da die zunehmende Akzeptanz von Kryptowährungen eine stärkere Rolle von Stablecoins im gesamten Finanzökosystem durchsetzt", sagt er. Unter anderem gehe es dabei darum, Menschen ohne Bankzugang in das Finanzsystem zu holen. (stm, 31.6.2022)