Auch im Sport geht es um die Verteilung der Scheine.

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Vielen Kuchen wie auch Torten ist gemein, dass sie zu klein geraten sind. Doch kaum einer ist – gefühlt – so winzig wie der Geldkuchen, den die öffentliche Hand jährlich dem Sport zukommen lässt. 80 Millionen Euro umfassen die Mittel der besonderen Bundessportförderung, seit elf Jahren bleibt die Summe gleich. Kein Wunder, dass um die Kuchenstücke, sogar um die Brösel, ein echtes G’riss herrscht. Am Dienstag haben etliche Sportfachverbände leise, aber bestimmt auf den Tisch gehaut, um auf Missstände im Fördersystem aufmerksam zu machen.

Um den Tisch in der Strandbar Herrmann am Wiener Donaukanal standen führende Funktionäre aus den Sportarten Golf, Schwimmen, Basketball und Tennis. Sie sprachen auch für weitere, teils sogenannte kleine Verbände. Sie sprachen darüber, dass vielen Verbänden immer weniger Geld zur Verfügung stehe und im System der Verbandsförderung viel im Argen liege. Gerald Martens, Präsident des Basketballverbands: "Das System unterliegt einem großen Irrtum, weil es davon ausgeht, dass fast ausschließlich der Gewinn von Medaillen ausschlaggebend für Förderungen ist."

Schräge Bewertung

Robert Fiegl, Generalsekretär des Golfverbands, nannte ein Beispiel dafür, wie Verbandsarbeit von der für die Mittelverteilung zuständigen Bundes Sport GmbH (BSG) bewertet werde. Ein Kriterium sei die internationale Bedeutung der jeweiligen Sportart. In diesem Punkt habe Golf die schlechtestmögliche "Note" bekommen, man glaubt es kaum. Auch in vielen anderen Punkten sei die Einstufung kaum nachvollziehbar. Zudem wurden die Verbände eingestuft, ohne dass sie dazu Stellung beziehen konnten. Arno Pajek, Präsident des Schwimmverbands: "Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt. Aber im Sport sind wir ein Entwicklungsland. Es ist beschämend."

Im Sommersport hat Österreich zuletzt da und dort besser abgeschnitten als in den tristen Zehnerjahren. Die Erfolge bedingten, dass etliche dafür verantwortliche Verbände sich größere Kuchenstücke schnappten. Das wiederum konnte gar nicht anders funktionieren als mit einer Kürzung bei den ohnedies schon ärmeren Verbänden. Martens: "Für viele bedeutet das eine Abwärtsspirale, die sich ständig weiterdreht."

Das Drehen wird noch dadurch beschleunigt, dass sich kleine Verbände mit wenigen oder nur ehrenamtlichen Mitarbeitern umso schwerer tun, den umfangreichen Kriterienkatalog der BSG auszufüllen. Einige Verbände können nur noch beim Personal einsparen. Basketballpräsident Martens: "Sportförderung sollte nicht dafür da sein, dass ein Sportler eine Medaille gewinnt und 8,9 Millionen Österreicher vor dem Fernseher sitzen und das bejubeln. Sondern dafür, dass wir möglichst viele der 8,9 Millionen in Bewegung bringen."

Offener Brief

An der Sportförderung scheiden sich die Geister. Zwölf andere Sportverbände hatten schon am Montag in einem offenen Brief die Arbeit der BSG und den Einsatz von Sportminister Werner Kogler (Grüne) und Hans Niessl, dem Präsidenten der Interessensvertretung Sport Austria gelobt. Unter diesen Verbänden ist auch der Fußballbund (ÖFB), was insofern nicht überrascht, als er der einzige Fachverband ist, der vom Geldkuchen automatisch ein großes Stück erhält (15 Millionen Euro) – ohne Leistungsnachweis.

Sport-Austria-Präsident Niessl kann von der Kritik "einiges nachvollziehen". Er will zunächst gemeinsam mit Kogler eine Kuchenvergrößerung, sprich: Valorisierung der 80 Millionen erreichen. Das wollten freilich schon etliche Vorgänger der beiden Herren. Nun sollen Gespräche mit Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) relativ weit gediehen sein. Bei Sport Austria hofft man, dass sich bis Herbst die Valorisierungsweichen stellen lassen. Schon im Juni sollen jene Verbände, die sich über die Verteilung der Gelder beschweren, einen seit sieben Monaten erbetenen Termin bei Kogler bekommen.

Doch wer weiß, ob Kogler und auch Brunner lange genug im Amt bleiben, damit der Sport sein Ziel erreicht. Zweifel scheinen angebracht. Robert Fiegl, der Generalsekretär, lenkt seit 16 Jahren die Geschicke des Golfverbands. In dieser Zeit sind zehn verschiedene Regierungsmitglieder für Sport und neun für Finanzen zuständig gewesen. (Fritz Neumann, 31.5.2022)