Existiert außerirdisches Leben? Schaut man in die Science-Fiction, ist diese Frage längst beantwortet. Unzählige Bücher, Filme, Serien und Comics erzählen von intelligenten Zivilisationen in fernen Galaxien, interstellaren Reisen und allerlei Außerirdischen, die von den unterschiedlichsten Planeten stammen. Abseits davon befindet sich die Wissenschaft bei uns auf der Erde noch auf Spurensuche. Diese ist in einem unendlichen Universum gar nicht so einfach.

"Allein in unserer Milchstraße, in unserer Galaxie sind hundert Milliarden Sterne, manche sagen sogar 400 Milliarden Sterne. Davon sind vermutlich bis zu 300 Millionen potenziell bewohnbare Planeten. Das ist eine immense Zahl", erklärt Ruth-Sophie Taubner im Podcast-Gespräch. Sie ist studierte Astronomin und wissenschaftliche Koordinatorin am Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. Leben im Universum sei aber gerade deshalb wahrscheinlich. "Rein statistisch kann ich mir nicht vorstellen, dass es nicht irgendwo anders Leben geben könnte", sagt sie.

Ist da jemand?
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Suche an extremen Orten

Um der Sache genauer auf den Grund zu gehen, untersuchte sie als Astrobiologin etwa den Saturnmond Enceladus, unter dessen Eispanzer sich ein riesiger Ozean befindet. Dort herrschen prinzipiell gute Bedingungen, damit Leben entstehen kann. Doch Eismonde sind weit entfernt und gar nicht so leicht zu erforschen. Astrobiologinnen und -biologen versuchen daher von der Erde aus Rückschlüsse auf das Leben im All zu ziehen. "Wir müssen an den Orten suchen, wo es extrem ist – extrem kalt, extrem salzhaltig, extrem hohe pH-Werte", erklärt Taubner.

Wissenschafterinnen und Wissenschafter möchten dadurch genauer verstehen, unter welchen Bedingungen Leben möglich ist. Zumindest das Leben, wie die Menschen es kennen. Mit der Suche nach außerirdischem Leben wollen sie außerdem beantworten, wie das Leben auf der Erde überhaupt entstanden ist. "Das ist etwas, was wir bis heute nicht geklärt haben – wo wir aber vielleicht, wenn wir auf andere Planeten blicken, einen Schritt weiterkommen", erklärt Taubner.

Entdeckung würde Fragen aufwerfen

Ob die Menschheit jemals Kontakt zu einer hochentwickelten Spezies aufnehmen könnte, bleibt bisher anzuzweifeln. Die Distanzen zwischen den Sternen und die Zeit, in der Leben entstehen und sich entwickeln kann, sind relevante Faktoren. Ähnlich beschränkt sind auch die Kommunikationsmöglichkeiten. So lange ist die Menschheit nämlich noch gar nicht fähig, nach draußen Kontakt aufzunehmen, so Taubner.

Ruth-Sophie Taubner ist studierte Astronomin und wissenschaftliche Koordinatorin am Institut für Weltraumforschung in Graz.
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Mikroorganismen auf anderen Planeten zu entdecken würde vor allem in der Wissenschaft große Wellen schlagen. Fände man höher entwickeltes Leben, hätte das einen starken Einfluss auf die Menschheit – und würde viele Fragen aufwerfen. "Es wäre spannend zu sehen, wie die Gesellschaft darauf reagiert", sagt Taubner. (Florian Koch, 10.6.2022)