Die Preise für Super und Diesel liegen in Deutschland seit Mittwoch wieder unter zwei Euro. In Österreich ist der Preis für Eurosuper seit Ende Februar so stark gestiegen wie in keinem anderen EU-Land.

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Wien – Seit Mittwoch, null Uhr gilt in Deutschland die Senkung der Energiesteuer auf Sprit – und sie zeigt überraschend deutlich und schnell Wirkung. So kostete am Mittwoch bei rund 350 der in der ADAC-Datenbank registrierten Tankstellen der Liter Super E10 weniger als 1,90 Euro. Im gleichen Zeitraum am Dienstag hatte es im untersuchten Bereich nur eine einzige Tankstellen gegeben, die E10 für weniger als zwei Euro anbot, berichtete die Deutsche Presse-Agentur.

Bei der Mehrheit der deutschen Zapfsäulen lag der Preis am Vortag zwischen 2,10 und 2,30 Euro. Der theoretische Preisunterschied für Superbenzin durch die Steuerentlastung liege bei 35 Cent pro Liter. Und auch bei Diesel ergab sich ein klarer Trend in Richtung fallender Preise. Hatte es Diesel noch am Dienstagmorgen nur in seltenen Fällen für weniger als zwei Euro gegeben, war das am Mittwoch bereits mehrheitlich der Fall. Mehr als 2,10 Euro wurden dagegen kaum verlangt. Das war am Dienstag noch fast in der Hälfte aller Fälle so gewesen. Bei Diesel liegt die Entlastung durch die Steuersenkung mit knapp 17 Cent pro Liter deutlich niedriger.

Weiterer Anstieg durch heimische CO2-Bepreisung

Die deutsche Steuersenkung gilt für drei Monate. In Österreich ist eine Senkung der Steuer auf Sprit derzeit kein Thema, wobei Diesel ohnehin steuerlich begünstigt wird. Ab Juli wird die dann in Kraft tretende CO2-Bepreisung die Zapfsäulenpreise noch einmal erhöhen. "Ab Juli würde man aus heutiger Sicht in Österreich, ausgehend vom aktuellen Preisniveau, rund neun Cent mehr je Liter Kraftstoff bezahlen als in Deutschland", rechnete ÖAMTC-Experte Martin Grasslober am Dienstag vor. Er sprach sich für eine Diskussion über eine Senkung der Mineralölsteuer aus.

Das Thema teurer Sprit war in Österreich bereits im März aufgepoppt, damals forderte SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried vom Wirtschaftsministerium die Einführung einer Preisregulierung. In keinem anderen EU-Land sei der Preis für Eurosuper seit Ende Februar so stark gestiegen wie in Österreich, erklärte Leichtfried mit Verweis auf eine Auswertung des VCÖ von damals. Und genau hier setze das Preisgesetz an, denn es kommen dann zur Anwendung, wenn sich die Preise in Österreich nicht im Gleichklang mit anderen EU-Ländern entwickle. Das Wirtschaftsministerium sah keinen Handlungsspielraum, setzte aber auf eine Prüfung der Bundeswettbewerbsbehörde. Ein Ergebnis steht noch aus.

Bericht der Preiskommission erwartet

Anfang April sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), er wolle eine Senkung der Mineralölsteuer erreichen. "Eine Mehrwertsteuersenkung auf Sprit geht nach EU-Recht nicht. Eine Mineralölsteuersenkung wäre eine andere Maßnahme, bei Diesel wären acht Cent möglich, bei Benzin 15 Cent", sagte Brunner damals. Vor gut einer Woche hatten die heimischen Transporteure die Senkung der Mineralölsteuer (MöSt) erneut eingemahnt.

Außerdem wurde von der Regierung eine Preiskommission aus Experten und Sozialpartnern eingerichtet, Ende April hieß es, dass die Kommission bald einen Bericht liefern werde. Auf APA-Anfrage teilte das Finanzministerium am Mittwoch mit, das Werk befinde sich in der Finalisierung, die Fertigstellung werde in den nächsten Tagen erwartet.

Aus für Tanktourismus in Ungarn

In Ungarn wurde mittlerweile der Tanktourismus abgedreht. Der Spritpreisaufschlag für Autofahrer mit ausländischem Kennzeichen in Ungarn bremst Tanktouristen seit vergangenem Freitag aus. Die Neuregelung hatte Regierungschef Viktor Orbán in der Nacht davor überraschend verfügt. Die Umsetzung in die Praxis erfolgte prompt.

Laut ÖAMTC-Homepage beträgt der günstigste Dieselpreis in Österreich aktuell 1,699 Euro pro Liter bei einer Tankstelle in Deutschlandsberg (Steiermark), bei Super sind es 1,698 Euro in Natternbach (Oberösterreich). Am Dienstag lagen die Mittelwerte bei Diesel bei 1,939 und bei Super bei 1,889 Euro je Liter.

Der VCÖ erinnerte am Mittwoch daran, dass der Verbrauch deutlich stärkeren Einfluss auf die Spritkosten habe als der Spritpreis. "Die Benzin-Pkws von Österreichs Haushalten verbrauchen im Schnitt 6,7 Liter pro 100 Kilometer, die Diesel-Pkws 6,4 Liter. Bei einem Verbrauch von fünf Litern pro 100 Kilometer sinken bei aktuellen Spritpreisen die Spritkosten auf neun Cent pro Kilometer, bei einem Verbrauch von vier Litern auf sieben Cent pro Kilometer. Das entspricht einer Spritpreisreduktion um rund 75 Cent pro Liter", sagte VCÖ-Experte Michael Schwendinger. (APA, 1.6.2022)