Mouse On Mars live am Freitag in Innsbruck.

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Das Festival Heart of Noise in Innsbruck zählt seit 2011 neben dem Elevate in Graz und dem Donaufestival in Krems zu den fixen heimischen Anlaufstellen, wenn es um eines geht: Die Pole E und U werden zusammengedacht. Dabei wird auch der Clubkultur sowie multimedialen Ausdrucksformen (auch im öffentlichen Raum) einen entsprechender Raum gegeben. Lokale Nachwuchshoffnungen aus dem weiten Raum vor allem elektronischer Heimwerkerszenen treffen an den verschiedenen, gut für den ökologischen Fussabdruck per Pedes erreichbaren Spielorten der Stadt auf zugkräftige internationale Größen.

Heuer wartet Heart of Noise zwischen dem Treibhaus, dem Musikpavillon Hofgarten, dem Kulturzentrum Reich für die Insel und dem Brux, dem Freien Theater Innsbruck, trotz aller bekannten Schwierigkeiten auch finanzieller Natur mit einem Programm auf, das sich hinter den Tankern Donaufestival und Elevate nicht verstecken muss. Für ein Publikum unbedingt nötige Zugpferde braucht so ein gerade auch die heimische Szene fördern wollendes Festival natürlich auch.

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Am Donnerstag steht da etwa das Duo Senyawa auf dem Programm. Die zwei Musiker Rully Shabara und Wukir Suryadis führen dabei die schamanistischen und folkloristischen Traditionen ihrer Heimat Indonesien auf selbstgebauten (Saiten-)Instrumenten und mit energiegeladenem Extremgesang mitunter elektronisch verzerrt und dekonstruiert in Bereiche, die Ambient- und Drone-Errungenschaften in Bereiche führen, die klingen als ob norwegische Grunzmetaller Rituale für eine Kirche der letzten Tage begleiten würden.

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Am Freitag präsentieren der umtriebige, unter anderem auch bei Bilderbuch tätige Wiener Avantgarde-Schlagzeuger Lukas König gemeinsam mit Klangkünstler Peter Kutin vom festival-geeichten Hauptstadt-Label Ventil gemeinsam mit Vokalistin Freya 'Fridge' Edmondes ihr Post-Punk-Trio PLF. Britische Graue-Maus-Sounds der 1980er-Jahre werden dabei mit brachialen Mitteln am Leben erhalten. Anschließend konzertieren, ebenfalls im Treibhaus, die deutschen Elektronikveteranen Mouse On Mars aus den 1990er-Jahren mit ihrem aktuellen Programm AAI (Anarchic Artificial Intelligence). Elektronische Kompositionen treffen auf die gute alte Clubmusik. Die Künstliche Intelligenz sorgt für Ohrenschlackern. Es soll aber ebenso tanzbar bleiben wie anschließend ein zwischen Rave, Techno, House und Herzflattern angesiedeltes DJ-Set des Amerikaners Jamal Moss alias Hieroglyphic Being.

Ninja Tune

Große Namen auch am Samstag: Space Afrika aus Großbritannien bringen Elektronik, Club und Hörspiel auf einen Nenner. Der österreichische Festival-Dauergast Kevin Martin alias The Bug wird mit dem englischen Grime-Star Flowdan für Tinnitus-Lautstärke und die brutalsten Dub-Rhythmen im Genre sorgen. Am Sonntag folgen schließlich eher sperriger elektronischer Pop der Britin Aya, das experimentelle Groove-Trio Innode um Ex-Radian Stefan Nemeth, Machine Girl mit harten Techno-Beats sowie die heimische Fixgröße Electric Indigo an den Plattentellern. (Christian Schachinger, 2.6.2022)