Marko Arnautovic sieht sich voll im Saft.

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Bad Tatzmannsdorf – Die Badeschlapfen passten Marko Arnautovic wunderbar. Er erschien Mittwochmittag nach dem erneut intensiven Training im einzigen Kultursaal von Bad Tatzmannsdorf. Und ja, er freute sich auf das Treffen mit der Journaille, sein Lächeln wirkte nicht aufgesetzt, zumal man sich ja nicht täglich sieht und Pressetermine ein absehbares Ende haben. Er erkundigte sich nach dem werten Befinden, wollte wissen, ob eh alle gesund sind und es familiär passt. Seine Töchter besuchen übrigens in Bologna die internationale Schule.

Ralf Rangnick ist Arnautovics sechster Teamchef, der erste war Karel Brückner, man schrieb das Jahr 2008. Der 33-jährige Arnautovic ist immer noch da, er hält bei 98 Einsätzen und 32 Toren. Rekordler Andreas Herzog war 103-mal für Österreich tätig.

Der Nautl rennt, der Schmäh rennt.
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Nach dem Scheitern im WM-Playoff an Wales machte Arnautovic den Eindruck, als würde er einen Schlussstrich unter die ÖFB-Auswahl ziehen. Aber nein, er hat es sich anders überlegt. "Ich bin nicht heiß auf das 100. Spiel. Aber es ist ein neuer Reiz da, eine neue Ära, die Philosophie von Rangnick hört sich gut an." Ausschlaggebend sei jedoch das "Große-Bruder-Gefühl" gewesen. "Ich will die Mannschaft nicht im Stich lassen." Und, ganz wichtig, die Familie habe der Fortsetzung den Segen erteilt. "Mein Körper ist nicht am Ende, ich bin noch lange nicht am Limit." Rangnicks Aussage bei seiner Antrittspressekonferenz, Arnautovic müsse sich beeilen, um noch große Erfolge mit dem Team zu feiern, quittierte er mit einem Schulterzucken: "Dann beeilen wir uns halt."

Brutales Pech

Beim FC Bologna hat er eingeschlagen, 14 Tore in der Serie A fabriziert. Hinzu kamen acht Stangenschüsse. "Pech hatte ich, das vergisst man leicht." Einen Vergleich der italienischen Liga mit der englischen Premiere League lehnt er ab. "Die Premier League ist die Premier League." Deutschland, Italien und Spanien seien aber Topadressen, "Wobei es in Spanien zu heiß ist." Was ihm in Italien auffiel: "Ältere Stürmer wie Giroud, Dzeko, Immobile, Ibrahimovic und ich blühen auf. Warum, weiß ich nicht."

Arnautovic wurde von Sportdirektor Peter Schöttel der "Wiener Schule" zugeordnet, die etwas anders als die "Red-Bull-Schule" gestrickt ist. Eher mit dem Ball spielen als den Gegner permanent und hoch anpressen. Arnautovic, der nicht gerade zu den Pressing-Maschinen zählt, mischt sich in die österreichische Bildungsdiskussion nicht ein. "Arnautovic bleibt immer Arnautovic."

Brutaler Termin

Er werde tun, was Rangnick von ihm verlangt. "Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Pressing gehört dazu, wobei ich sehr gern den Ball habe. Lob für Salzburg und Leipzig, die werden immer besser. Aber es ist Österreich, wir müssen es nicht Red-Bull-Nationalteam nennen." Respekt vor Rangnick sei vorhanden: "Jeder gibt mehr, als er eigentlich geben muss. Das hat der Trainer auch angesprochen, dass man nicht übertreibt, dass man wissen muss, wann man nach vorne geht und presst."

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Der Termin der Nations League sei brutal. Statt Urlaub vier Spiele innerhalb von elf Tagen. Am Freitag in Osijek gegen Kroatien, anschließend in Wien gegen Dänemark und Frankreich – und noch einmal Dänemark, allerdings in Kopenhagen. "Ich will trotzdem viermal spielen." Arnautovic setzt sich keine Frist. "Keine Ahnung, wann ich Stopp sage." Er vermisst seinen Spezi Aleksandar Dragovic, der von Rangnick nicht berücksichtigt wurde. "Das tut weh, aber das Leben geht auch für ihn weiter." Er kümmert sich also um die anderen, die jüngeren Bruder. Gemeinsam mit David Alaba und Marcel Sabitzer.

Der 28-jährige Sabitzer hält bei 60 Einsätzen. Er schätzt Rangnick aus gemeinsamen Leipziger Zeiten. "Ein Vorteil." Seine erste Saison bei Bayern München verlief eher unerfreulich. "Ich werde daraus lernen, versuchen, durchzustarten." Im Team sei er wegen seiner Erfahrung "ein Anker". Kroatien sei auf dem Papier Favorit. "Aber Papier gewinnt keine Fußballspiele." Marko Arnautovic freute sich auf den nächsten Termin. Spezi Alaba traf am Nachmittag in Bad Tatzmannsdorf ein. (Christian Hackl, 1.6.2022)