In dem Verleumdungsprozess haben sich Depp und Heard sechs Wochen lang gegenseitig mit schweren Vorwürfen überzogen.

Foto: AP / Steve Helber

Fairfax – Im Verleumdungsprozess zwischen Hollywood-Star Johnny Depp und dessen Ex-Frau Amber Heard haben die Geschworenen beide Seiten wegen Verleumdung schuldig gesprochen. Heard müsse ihrem Ex-Mann 15 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen, befand die Jury, während Depp seiner früheren Frau zwei Millionen Dollar wegen Verleumdung zahlen müsse, entschieden die Geschworenen in ihrer am Mittwoch in Fairfax im US-Bundesstaat Virginia verkündeten Entscheidung.

Weil die fünf Millionen Dollar Strafschadenersatz an Depp in Virginia gesetzlich auf maximal 350.000 Dollar gesetzlich beschränkt sind, bleibt gegengerechnet am Ende eine erstinstanzliche Strafzahlung von 8,35 Millionen Dollar (7,8 Millionen Euro) von Heard an Depp übrig. Dass sich diese in einem etwaigen Berufungsverfahren verringern wird, gilt als durchaus möglich.

In einem Statement äußerte sich Depp am Mittwoch: "Die Jury hat mir mein Leben zurückgegeben. Ich bin wirklich demütig." Heard äußerte sich kurz nach dem Urteil auf Twitter.

Heard hatte ihrem Ex-Mann häusliche Gewalt vorgeworfen, Depp wiederum beschuldigte sie, immer wieder gewalttätig geworden zu sein. Heard verfolgte die Urteilsverkündung ganz in Schwarz gekleidet vor Gericht, Depp zeigte sich nicht. Vor dem Gericht hatten sich zahlreiche Schaulustige und Fans vor allem von Depp versammelt, die nach dem Urteil in Jubel ausbrauchen und "Johnny, Johnny" riefen.

Gegenseitige Vorwürfe

Zuvor hatten sich Depp und Heard in dem Verleumdungsprozess sechs Wochen lang gegenseitig mit schweren Vorwürfen überzogen – über Kameras per Livestream in alle Welt verbreitet. In ihren Abschlussplädoyers hatten die Anwälte beider Seiten dann noch einmal heftige Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt, Lügen und Drogenexzessen vorgebracht.

Depp hatte Heard in seiner Zivilklage beschuldigt, in einem 2018 von der "Washington Post" veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Das habe seinem Ruf geschadet. Wegen Verleumdung hatte er 50 Millionen Dollar (gut 46 Millionen Euro) Schadenersatz gefordert. Heard pochte in ihrer Gegenklage auf 100 Millionen Dollar. Sie machte geltend, dass Depps Ex-Anwalt Adam Waldman mit einer Schmutzkampagne ihrem Ansehen geschadet habe.

Lange Geschichte

Der Rosenkrieg tobt schon seit Jahren. 2016 hatte Heard nach 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Sie warf dem Hollywood-Star häusliche Gewalt vor.

Vor rund zwei Jahren hatte Depp in London mit einer Klage gegen die Boulevardzeitung "Sun" eine Niederlage einstecken müssen. Es ging um einen Artikel, in dem behauptet wurde, Depp habe als Frauenschläger ("wife beater") Heard körperlich misshandelt. Nach einem Prozess mit heftigen Vorwürfen wies der High Court die Klage am Ende ab. (APA, red, 1.6.2022)