Nach dem Angriff in einer New Yorker U-Bahn im April muss sich nun der österreichische Waffenhersteller Glock wegen einer Klage verantworten.

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New York City – Eine Einwohnerin von New York, die am 12. April bei einem Schussangriff in der New Yorker U-Bahn verletzt wurde, hat den in Georgia ansässigen Waffenhersteller Glock Inc. sowie den österreichischen Mutterkonzern Glock GmbH verklagt. Ilene Steur argumentiert, Glock habe wissen müssen, dass die Waffen des Unternehmens von Menschen mit krimineller Absicht gekauft werden können. Die 49-Jährige fordert nun eine Entschädigung für die "körperlichen und seelischen Schmerzen", die sie erlitten habe.

Glock habe "Verantwortung" zu tragen

Die Klage stützt sich auf ein im US-Bundesstaat New York 2021 verabschiedetes Gesetz. Demnach können Waffenhersteller dafür verantwortlich gemacht werden, die öffentliche Sicherheit und Gesundheit in Gefahr gebracht zu haben. Glock habe wegen seiner Werbe- und Marketingstrategien eine "Verantwortung" in diesem Fall, argumentiert Steur – auch weil die Waffe immer wieder in TV-Shows und Rap-Texten auftauche.

"Die Marketing- und Vertriebspraktiken der Angeklagten machten es viel wahrscheinlicher, dass Kriminelle, einschließlich Frank James, an ihre Waffen gelangten", schrieben Steurs Anwälte in einer Klage, die beim Bundesgericht in Brooklyn eingereicht wurde. Durch eine Übersättigung des Marktes trage die Firma dazu bei, dass die Waffen auf Sekundärmärkte gelangen, wo wiederum Menschen mit krimineller Absicht darauf warteten, diese Waffen zu kaufen, heißt es in der Klage.

Laut der Polizei von New York hatte der Attentäter Frank James die Glock-Pistole im Bundesstaat Ohio gekauft. Während der Stoßzeit zündete er zwei Rauchbomben und eröffnete das Feuer. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, zehn von Schüssen getroffen. Der Beschuldigte plädierte bis zuletzt auf nicht schuldig. Glock hat sich bisher nicht zu dem Vorfall geäußert.

Diskussionen um Schusswaffengewalt

Die Klage kommt jedoch zu einer Zeit, wo das Thema Schusswaffengewalt in den USA nach mehreren Ereignissen in Uvalde, Buffalo und Tulsa äußerst kontrovers diskutiert wird, wobei die Demokraten strengere Gesetze und Backgroundchecks fordern und viele Republikaner das von Schusswaffengewalt leidgeplagte Land zu Selbstverteidigungszwecken weiter hochrüsten wollen.

Sie sehe in den Nachrichten immer wieder tragische Schicksale unschuldiger Opfer und hätte nie gedacht, dass sie eine davon sein werde, sagte Steur der US-Nachrichtenseite "NPR". Es müsse für Menschen schwerer werden, an Waffen zu kommen. (red, 2.6.2022)