Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will ihre Arbeitsgarderobe erneuern, die derzeit verwendeten Raumanzüge sind in die Jahre gekommen, außerdem droht ein Engpass: Schon eine vor fünf Jahren durchgeführte Inventur hatte ergeben, dass die Anzüge für Außeneinsätze allmählich knapp werden könnten. Im März 2019 musste sogar der erste ausschließlich mit Astronautinnen besetzte Außeneinsatz an der Internationalen Raumstation (ISS) kurzfristig abgesagt werden, weil nicht genügend passende Raumanzüge vorhanden waren.

Das Design der derzeit eingesetzten EMUs ist über 40 Jahre alt. Nun sollen neue her.
Foto: imago images / ZUMA Press / Nasa

Zwar existieren bei der Nasa auch eigene Konzepte, doch nun sollen private Unternehmen ran: Die US-Firmen Axiom Space und Collins Aerospace haben den offiziellen Auftrag zur Entwicklung neuer Raumanzüge für Astronautinnen und Astronauten an Bord der ISS erhalten. Die beiden Firmen seien nach rund einjährigem Auswahlverfahren ausgesucht worden, teilte die Nasa mit. "Das ist ein historischer Moment für uns", sagte Vanessa Wyche, Chefin des Nasa-Zentrums in Houston. "In diesen Anzügen wird Geschichte geschrieben werden."

40 Jahre alte Anzüge

Jene Extravehicular Mobility Units (EMU) genannten Anzüge, die derzeit von der Besatzung der ISS für Außenarbeiten verwendet werden, wurden vor über 40 Jahren entworfen und 1981 erstmals eingesetzt. Damals war man davon ausgegangen, dass dieses Design höchstens 15 Jahre in Gebrauch sein würde. Mittlerweile ist der Bestand der regelmäßig eingesetzten und in den letzten Jahren durch moderne Gadgets ergänzten Lebenserhaltungssysteme im All von ursprünglich 18 auf elf Stück geschrumpft.

Die neuen Anzüge sollen bereits in drei Jahren erstmals getestet werden. Auch bei der geplanten Mondmission könnten sie schon eingesetzt werden.
Illustr.: Nasa

Einige dieser fast 150 Kilogramm schweren Anzüge musste man wegen Materialermüdung abschreiben, doch auch funktionstüchtige Raumanzüge gingen verloren. Den jüngsten Verlust erlitt die Nasa 2015, als eine Falcon-9-Rakete des Unternehmens Space X beim Start explodierte und dabei für die ISS bestimmte Ausrüstung zerstört wurde.

Fast im Anzug ertrunken

Die im Einsatz befindlichen Anzüge haben auch schon für Probleme gesorgt. So geriet 2013 der italienische Astronaut Luca Parmitano in Lebensgefahr, als sich durch ein Leck Wasser in seinem Anzug und seinem Helm sammelte. 2016 kämpfte der US-Astronaut Timothy Lennart Kopra mit ähnlichen Problemen.

Die neuen Anzüge könnten möglicherweise 2025 erstmals getestet werden. Sie sollen auch für die Artemis-Mission verwendet werden, mit der in einigen Jahren wieder US-Astronauten auf dem Mond landen sollen. (tberg, red, 2.6.2022)