Das Ebergassinger Volksheim steht im Zentrum eines politischen Konflikts in der Gemeinde.

Foto: christian fischer

Ebergassing – Wer in Ebergassing zu einer Veranstaltung will, muss nicht lange recherchieren, wohin es genau geht: Das Volksheim in der Gemeinde südöstlich von Wien stellt die einzige Möglichkeit für wirkliche Events dar. Etwas unscheinbar steht es hier, umringt von Asphalt, einige Meter abseits der Kreuzung, die die Ortsmitte markiert. Der Veranstaltungssaal fasst bis zu 220 Personen, es gibt eine Bühne, Tonanlage, auch eine Küche für die Verpflegung. Darüber hinaus haben die Pfadfinder und der Kegelklub hier ihre Räumlichkeiten.

Wer in der Gemeindepolitik nach dem Veranstaltungszentrum fragt, stachelt einen jahrelang schwelenden Streit an, der allerdings allem Anschein nach ohne reale Substanz auskommt.

Stark subventioniert

Folgendes ist unter SPÖ, ÖVP und der Bürgerliste "Die Eber" unstrittig: Zumindest eine von zwei Oppositionsparteien der absolut SPÖ-regierten Gemeinde darf keine Veranstaltungen im Volksheim abhalten. Die für ihre Renitenz bekannten Eber seien in dem Saal nicht willkommen, sagen alle drei Parteien. Das ginge selbstverständlich nicht, wenn das Volksheim der Gemeinde gehören würde – das Zentrum gehört allerdings einem Verein im Einflussbereich der sozialdemokratischen Bürgermeisterpartei.

Gleichzeitig steckt die Gemeinde sehr viel öffentliches Geld in den Verein: allein 14.000 Euro pro Jahr für den laufenden Betrieb, Zuschüsse für Reparaturen und Renovierungen kommen noch dazu. Der Gemeindeführung argumentiert, dass das wegen des ehrenamtlichen Einsatzes des Vereins immer noch günstiger wäre, als das Zentrum selbst zu betreiben.

Opposition will offenes Volksheim für alle

Aber: "Wenn man jetzt jedes Jahr mit viel Geld das Volksheim subventioniert, dann stellt sich schon die Frage, ob so eine Einrichtung nicht der Allgemeinheit frei zugänglich sein soll", sagt Georg Aichelburg-Rumerskirch von den Ebern.

Und auch ÖVP-Obfrau Ingrid Sieberer findet, dass das Volksheim "für alle offenstehen sollte", der Verein dürfe hier nicht nach Parteizugehörigkeit unterscheiden. Die ÖVP selbst hat allerdings nie um eine Saalmiete angefragt. Auch Sieberer führt aber grundsätzlich das Steuergeld ins Treffen, das ins Volksheim fließt: "Man sagt, es ist etwas für die Gemeinde – und wenn es für die Gemeinde ist, dann ist es für alle da."

Sogar Bürgermeister Roman Stachelberger sagt: "Geld von der Gemeinde ist öffentliches Geld. Das soll ja nicht einem zukommen, sondern es soll für alle sein." Mit einer Einschränkung: nicht für die Eber.

Tiefer Konflikt

Die Erklärung dafür liegt in einem tiefen Konflikt zwischen Ebern und SPÖ, der weit über das übliche Regierungs-Oppositions-Geplänkel hinausgeht. Und in dessen Anfangsgeschichte das Volksheim eine entscheidende Rolle gespielt hat: Die Gründungsveranstaltung der Bürgerliste im Jahr 2014 sollte nämlich genau in diesem Veranstaltungszentrum stattfinden – doch der Verein verweigerte damals die Miete.

Für die Eber bestätigte das genau die Erzählung, die sie bis heute fortführen: Die SPÖ missbrauche ihre Macht, andere Meinungen seien unerwünscht, da gehöre einmal aufgemischt. Und die Bürgermeisterpartei sieht darin den Auftakt einer unrühmlichen Serie von Entgleisungen der Eber.

Denn die Mietanfrage hätten die Eber zuerst für eine Geburtstagsfeier gestellt – erst über Umwege habe der Verein erfahren, dass es eigentlich um eine Parteigründung gehe. Daraufhin habe der Verein die Miete storniert, die Eber hätten die Proponenten unter der Gürtellinie angegriffen. "Wenn ich einen Verein permanent attackiere, brauche ich mich nicht wundern, wenn der dann sagt: Mit euch will ich nichts zu tun haben", sagt Bürgermeister Stachelberger. Die Eber bestreiten sowohl die Geburtstagslüge als auch Untergriffe gegen den Verein.

"Wir selektieren gar nicht"

Der ganze Streit scheint aber ohnehin hinfällig, denn: Es dürfen eh alle ins Volksheim. Das sagt jedenfalls Vereinsobfrau und SPÖ-Gemeinderätin Simone Mitschka. Sie war beim Ursprungskonflikt 2017 noch nicht im Amt und sagt heute: "Wir selektieren gar nicht, jeder kann eine Anfrage stellen." Auch ÖVP und Ebern stehe der Saal zur Verfügung. Überhaupt sei der Verein überparteilich – auch wenn es historisch seinen Ursprung als sozialdemokratisches Arbeiterheim hatte. Neben ihr steht zwar noch eine zweite SPÖ-Gemeinderätin im Vereinsregisterauszug – aber es seien alle willkommen, die mitmachen wollen. Egal, welche Partei. (Sebastian Fellner, 3.6.2022)