Das Krankheitsbild von Long Covid ähnelt in manchen Fällen jenem des Chronischen Fatigue-Syndroms.

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Das Wissen zu langanhaltenden Folgen einer Corona-Infektion ist auch nach über zwei Jahren Pandemie noch lückenhaft. Zu vielfältig sind die Symptome, die unter Long Covid zusammengefasst werden: Kurzatmigkeit, Muskelschmerzen, Müdigkeit oder extreme Erschöpfungszustände, ähnlich dem Krankheitsbild des Chronischen Fatigue-Syndroms.

Das begrenzte Wissen aus Forschung und Medizin soll jetzt mittels Webtool gebündelt und über Hausärztinnen und Hausärzte an Betroffene weitergegeben werden (der STANDARD berichtete), denn, so Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne): "Unser System muss lernen, mit Long-Covid-Betroffenen umzugehen."

Wie viele Betroffene das hierzulande sind, ist unklar, genaue Zahlen werden nicht erhoben. Über internationale Daten kann man sich aber annähern: In Großbritannien leiden laut aktuellen Studien zwei Millionen Menschen unter Long Covid – die höchste Zahl seit Beginn offizieller Erhebungen. Das sind zehn Prozent mehr gemeldete Long-Covid-Betroffene als noch im vergangenen Monat und fast doppelt so viele wie im Mai 2021, als etwa eine Million Menschen angaben, an Spätfolgen zu leiden.

Lange Genesungsphase nach Krankenhausaufenthalt

Bei jeder fünften betroffenen Person liegt die Covid-Erkrankung über zwei Jahre zurück, zeigen die Zahlen des Office for National Statistics. Weniger als ein Drittel der Patientinnen und Patienten, die nach einem Corona-bedingten Krankenhausaufenthalt Long-Covid-Symptome hatten, fühlte sich ein Jahr später vollständig erholt.

Und auch, wenn die Corona-Infektion nicht zu einem Krankenhausaufenthalt führte, leiden viele noch lange nach der Erkrankung an den Folgen. Zwei von fünf Betroffenen gaben an, dass die Infektion mindestens ein Jahr zurückliegt, bei jeder fünften Person mit Long-Covid-Symptomen ist die Erkrankung sogar schon mindestens zwei Jahre her.

Die meisten Betroffenen belasten die Folgen der Infektion im Alltag. 71 Prozent gaben an, dass Long Covid negative Auswirkungen auf ihren Alltag habe, 20 Prozent seien in ihren alltäglichen Aktivitäten "stark eingeschränkt". Diese Zahlen seien laut Danny Altmann, Immunologe und Long-Covid-Experte am Imperial College London, "alarmierend", wie der "Guardian" zitiert.

Folgen einer Infektion unabhängig von Virusvariante

Die Zahl der Betroffenen werde zudem noch weiter steigen, weil Long Covid unabhängig von der zirkulierenden Virusvariante sei, analysiert David Strain von der University of Exeter Medical School: "Wir haben gesehen, dass Fälle von Long Covid aufgrund der Omikron-BA.2-Variante mindestens so hoch waren wie die Fälle durch frühere Varianten, obwohl sie nicht die gleiche Krankenhausaufenthaltsrate verursachten", sagte er gegenüber "Guardian". (poem, 2.6.2022)