Auch die Klinik Favoriten, ehemals Kaiser-Franz-Josef-Spital, wird zum Teil umgebaut.

Foto: APA / WIENER GESUNDHEITSVERBUND

Wien – Schon seit Jahren wälzt die Stadt Wien Pläne, die sanierungsbedürftigen und zum Teil mehr als 100 Jahre alten Spitalsgebäude zu modernisieren. Zuletzt kündigte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Februar 2021 an, dass es hier Investitionen von rund fünf Milliarden Euro bis zum Jahr 2040 brauche. Damals wurden aber noch keine Details genannt.

Am Donnerstag wurde dann das nach Eigenangaben der Stadt "größte Investitionsprogramm des Wiener Gesundheitsverbundes" präsentiert. Es sieht eine umfassende Neugestaltung der städtischen Kliniken vor – wobei die älteren Standorte mehr davon betroffen sind. Als Beispiel nannte Hacker die Klinik Ottakring, die 1891 eröffnet wurde und vor der Umbenennung der städtischen Krankenhäuser vor zweieinhalb Jahren unter Wilhelminenspital firmierte.

Hier wird die Pavillonstruktur mit 70 Pavillons aufgelöst. "Für Patienten ist das ein Horror", die gesamte Logistik sei eine Katastrophe, sagte Hacker. Stattdessen werden dort drei bis vier zentrale Großgebäude sowie ein Park errichtet. Ein Architekturwettbewerb startet heuer. Noch offen ist, welche Pavillons abgerissen werden können.

Vage Kostenschätzungen

Bei den Kosten für das Gesamtprojekt mit allen Um- und Neubauten wollte sich Hacker nicht festnageln lassen. Werde heute bestellt und morgen überall mit dem Bau begonnen, seien 5,6 Milliarden Euro einkalkuliert. Berechne man jährliche Kostensteigerungen mit ein, könnten diese aber auch 6,6 oder 7,9 Milliarden Euro betragen: Die erste Schätzung basiert auf einer jährlichen Valorisierung bis zum Projektende von 2,5 Prozent, die zweite Schätzung geht von 3,5 Prozent aus.

Eine tatsächliche Endsumme könne seriöserweise aber noch nicht beziffert werden. "Es gibt keine g‘mahde Wiesn, das ist ein Riesenprojekt", sagte Hacker. Unvorhergesehene Ereignisse wie Firmenpleiten oder Ähnliches könnten für weitere Kostensteigerungen von 20 bis 30 Prozent führen.

Dass die Stadt bei Kostenschätzungen vorsichtig agiert und auf die jährlichen Kostensteigerungen verweist, ist auch auf das Projekt Krankenhaus Nord zurückzuführen. Das 2019 eröffnete Spital, das nun Klinik Floridsdorf heißt, kostete deutlich mehr als ursprünglich angekündigt. Die zweite Erkenntnis aus dem Debakel des Spitalsbau ist, dass bei allen Projekten eine städtische GmbH eine zentrale Management- und Steuerungsrolle als Bauherr übernimmt. Auch eine begleitende Kontrolle ist bei der Wiener Gesundheitsverbund Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH bereits tätig.

Großer Umbau der Klinik Favoriten

Neben der Klinik Ottakring steht auch die Klinik Favoriten (einst Kaiser-Franz-Josef-Spital) vor einem großen Umbau. Bis 2033 werden die zentrale Notaufnahme, die Kardiologie, Pulmologie, Innere Medizin, Neurologie, Forensik sowie Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie neu errichtet. Die Bauphase wurde bereits gestartet. Laut Herwig Wetzlinger, dem Vize-Generaldirektor des Gesundheitsverbunds (Wigev), passieren alle Neu- und Umbauten im Rahmen des Gesamtprojekts bei Vollbetrieb.

So soll die Klinik Favoriten einmal aussehen.
Rendering: Wiener Gesundheitsverbund

Im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) ist das Sanierungsprogramm bereits seit 2018 im Gange. Bis 2030 werden alleine an diesem Standort 1,4 Milliarden Euro investiert.

Mit der Umsetzung des Spitalskonzepts 2030 und der Reduktion von Standorten wird es künftig sechs Wiener Kliniken sowie das AKH geben: Neben den bereits genannten Kliniken Ottakring, Floridsdorf und Favoriten bleiben die Standorte Landstraße, Donaustadt und Hietzing. Auch hier stehen in den kommenden Jahren Modernisierungen an, die Pläne stehen noch nicht final fest. Die Klinik Penzing wird bis 2032 stillgelegt und abgesiedelt.

Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sprach bei der Präsentation der Spitalspläne am Donnerstag von einem "Generationenprojekt". Laut Wigev-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb werde es an allen Standorten medizinische Vollversorgung geben. Die Zahl der Spitalsbetten, aktuell sind es rund 7.000, verändere sich nicht. Verringert werde aber die Zahl der OP-Säle, weil gleichzeitig die Auslastung der teuren Säle gesteigert werden soll. Wetzlinger will die maximale Nutzungsdauer pro OP-Saal auf elf Stunden pro Tag erhöhen. Aktuell würden an manchen Standorten OP-Säle auch nur fünf bis sechs Stunden pro Tag genutzt werden. (David Krutzler, 2.6.2022)