Im Gastblog gibt die Elternratgeberin Barbara Buchegger Tipps für den Umgang mit problematischen Inhalten in Whatsapp-Gruppen. 

Frage: Meine Tochter (12) hat mir letztens erzählt, dass in ihrer Whatsapp-Klassengruppe echt arge Bilder geteilt werden: Sticker mit Hakenkreuzen und solchen Dingen. Ist das nicht verboten? Was soll sie tun?

Aufklären und verbotene Inhalte löschen.
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Barbara: Ja, Sie haben recht: Solche Inhalte sind nicht nur verstörend, sondern tatsächlich verboten. Dass Ihre Tochter Nazi-Symbole geschickt bekommt, ist aber leider kein Einzelfall. Und gerade jüngeren Kindern ist gar nicht bewusst, wie problematisch deren Verbreitung ist. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihre Tochter aufklären und die verbotenen Inhalte gemeinsam wieder löschen.

Teilen verboten!

Als Erstes sollten Sie Ihrer Tochter klar machen, dass sie solche Nazi-Sticker auf keinen Fall weiterleiten darf. Nationalsozialistische Inhalte fallen unter das Verbotsgesetz – wer sie verbreitet, kann wegen Wiederbetätigung angezeigt werden. Erklären Sie ihr auch, dass die Polizei in solchen Fällen das Handy beschlagnahmen kann. Das kommt wirklich vor!

Im Geschichtsunterricht geht es in der Regel erst in der achten Schulstufe um den Holocaust. Im Alter Ihrer Tochter können die meisten Kinder Nazi-Symbole noch gar nicht richtig einschätzen. Aber sie teilen solche Inhalte, weil sie Erwachsene damit provozieren können. Falls die Lehrenden davon nichts mitbekommen, informieren Sie Klassenvorständin beziehungsweise Klassenvorstand – spätestens jetzt sollte es im Unterricht Aufklärung über den Nationalsozialismus geben.

Sprechen Sie das Thema unbedingt auch zu Hause an. Was die eigenen Vorfahren erlitten oder ob sie selbst mitgemacht haben, wird in vielen Familien leider immer noch tabuisiert. Erzählen Sie Ihrer Tochter, was Sie darüber wissen! Sie können auch einen Bezug zu aktuellen Entwicklungen herstellen: Verstöße gegen das Verbotsgesetz und Verharmlosungen des NS-Terrors sind ja zuletzt auch auf Corona-Demos passiert – zum Beispiel durch das Tragen von Judensternen mit der Aufschrift "ungeimpft".

Löschen und melden

Es ist wichtig, dass Ihre Tochter alle verbotenen Inhalte von ihrem Handy löscht. Damit die Daten wirklich weg sind, müssen sie nicht nur aus Whatsapp selbst und aus der Fotogalerie entfernt werden, es muss auch das Whatsapp-Backup gelöscht werden (im internen Speicher bei Android beziehungsweise in der iCloud beim iPhone). Bei Android-Smartphones sollten außerdem die versteckten Dateien überprüft werden. Am besten ist es, den automatischen Download in Whatsapp von vornherein zu deaktivieren.

Sollte Ihre Tochter mal in anderen Sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok auf verbotene Inhalte treffen, sollte sie das unbedingt direkt auf der Plattform melden. Das ist wichtig, denn oft wird erst bei vielen Meldungen etwas unternommen. Wenn Sie Unterstützung brauchen, gibt es natürlich eine ganze Reihe von Anlaufstellen, um gegen illegale Inhalte im Internet vorzugehen.

Zivilcourage zeigen

Damit sich die Verbreitung von Nazi-Stickern und anderen problematischen Inhalten erst gar nicht verselbstständigt, braucht es oft jemanden, der einschreitet und dagegensteht. Auch wenn das Überwindung kostet, weil man sich damit nicht bei allen beliebt macht: Ermutigen Sie Ihre Tochter dazu, Zivilcourage zu zeigen!

Und zum Schluss noch: Gratulation, dass Sie zu Ihrer Tochter so ein gutes Verhältnis haben! Dass sie mit so belastenden Dingen zu Ihnen kommt, ist nicht selbstverständlich – aber gleichzeitig die wichtigste Basis für ein sicheres Aufwachsen in der digitalen Welt. (Barbara Buchegger, 17.5.2022)

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