Monte Carlo, Monaco oder Berlin der Alpen: All das sind Bezeichnungen für Bad Gastein.

Foto: Zoidl

Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist: Ich war kurz weg, habe meinen Koffer und den Wanderrucksack gepackt und bin ins Manhattan der Alpen auf gebrochen, um von dort für den STANDARD zu berichten. Keine Ahnung, wovon ich rede? Hatte ich auch nicht. Klingelt’s bei Monte Carlo, Monaco oder Berlin der Alpen? Bei mir bis vor drei Wochen auch nicht. All das sind Bezeichnungen, mit denen man Bad Gastein im Laufe der Jahre versehen hat – je nachdem, ob man lieber auf seine mondäne Geschichte oder seinen morbiden Charme verweisen will.

Bei mir lösen solche Zuschreibungen, mit denen sich mittlerweile gefühlt jeder Ort, der etwas auf sich hält, schmückt, eher Verwunderung aus. Das Bemühen von Touristikerinnen und Touristikern ist mir ein bisserl zu offensichtlich. Stockholm zum Beispiel bezeichnet sich als das Venedig des Nordens, die gleiche Selbsteinschätzung haben auch Kopenhagen und Hamburg, ja, waren die Leute dort schon mal in Venedig? Es gibt sogar vereinzelte Venedigs des Südens und des Westens. Als Venedig des Ostens bezeichnen sich gleich zwölf Städte, darunter Bangkok und Dhaka, aber auch St. Petersburg und Dresden.

Am Sinken

Davon abgesehen, dass eine gewisse Selbstüberschätzung ja schon zum guten Ton gehört: Ich verstehe gar nicht, warum eine Stadt unbedingt Venedig sein will; überlaufen von Touristinnen, überteuert und am Sinken? Noch dazu, wo man heute jedes Kaff einfach ergoogeln kann und so vorab schon eindeutig sieht, dass es vieles ist, nur nicht Venedig.

Doch ich schweife ab. Ich war also in Bad Gastein und hab mir das Wohnen am Land angeschaut und werde darüber an dieser Stelle sicher noch öfters berichten. Ach ja, und die Pizza, die ich in der Felsentherme bekommen habe, war um Häuser besser als in Venedig. (Franziska Zoidl, 3.6.2022)