Österreichische Banken lagern ihre IT-Leistungen an Accenture aus, ein global tätiges Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in Irland

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Greift das weltweit tätige IT- Beratungsunternehmen Accenture nach dem Allgemeinen (ARZ) österreichischer Banken? Accenture habe seine Fühler nach dem ARZ ausgestreckt, berichtete DER STANDARD bereits Anfang Mai. Nun wurde es offiziell: "Accenture vereinbart die Übernahme des ARZ", ließ das Unternehmen am Mittwoch per Aussendung wissen.

Das ARZ ist eine äußerst sensible Einrichtung: eine IT-Plattform, die mehrere Bankengruppen gemeinschaftlich nutzen. Bislang gehörte das ARZ jenen Banken, die dessen IT-Services nützen. Größte Anteilseigner des ARZ sind Hypos, Volksbanken und kleinere Institute wie die Bank-Austria-eigene Schoellerbank. Dabei geht es um sehr sensible Dinge wie Betriebssystem, gemeinsame Server und das Kernbankensystem.

630 Mitarbeiter werden wie bisher weiterarbeiten

Stationiert ist das ARZ in Wien und Innsbruck – dies werde auch so bleiben, versichert heute Accenture. Die rund 630 Mitarbeiter werden zum IT-Berater Accenture wechseln und an ihren bisherigen Standorten weiterarbeiten. Davon abgesehen aber soll sich vieles ändern. Zuletzt galten die IT-Leistungen des ARZ als etwas verstaubt, bei Innovationen und Investitionen gebe es Nachholbedarf, wie es in der Branche heißt. Nun soll das ARZ ein "umfassendes Kompetenzzentrum für Kunden in Österreich und ganz Europa" werden. Schon länger tut sich Accenture in diesem Bereich um: Bereits vergangenes Jahr erwarb das Unternehmen die französische Beratungsfirma Exton Consulting, die Kunden aus dem Finanzdienstleistungssektor überall in Europa bei der Entwicklung von Bankstrategien unterstützt.

Es gibt aber auch Skepsis, was den Deal betrifft. Accenture will, wohl aus Kostengründen, viele seiner Dienstleistungen auf die Philippinen auslagern und etliche nach Indien – sensible Bankdaten könnte also aus Österreich in weit entfernte Länder wandern. Wie DER STANDARD bereits Mitte Mai berichtete, war vor einigen Wochen eine Abordnung des ARZ in der philippinischen Hauptstadt Manila, um das weitere Procedere zu besprechen. Im ARZ werden bereits Vorbereitungen getroffen, damit die Übergabe an philippinische Mitarbeiter klappt. Drei Monate lang sollen sie den ARZ-Beschäfigten in Innsbruck bei deren Arbeit quasi über die Schulter schauen (digital natürlich), danach sollen die Österreicher sie noch drei Monate unterstützen.

Bei dem Deal dürfte kein Geld fließen

Ein Kaufpreis wurde auf offiziellem Weg nicht vereinbart. Branchenkenner berichten aber, dass bei dem Deal kein bares Geld fließen dürfte. Accenture bietet stattdessen einen bestimmten Betrag, mit dem die großen Projekte der nächsten Jahre abgearbeitet werden. Da geht es etwa um die Umsetzung von Regulatorien oder von erhöhten SicherheitsStandards und deren Abbildung in den IT-Systemen. (Joseph Gepp, Renate Graber, 3.6.2022)