Recep Tayyip Erdoğan, Präsident der Republik Türkiye, will nicht mehr "President of Turkey" sein.

Foto: EPA / Turkish Presidency

In der Türkei heißt der Truthahn zwar "Hindi", und auch in vielen anderen Sprachen erinnert der Name des Vogels nicht an den Ländernamen des Staats am Bosporus. Dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ist der namentliche Gleichklang mit dem Puter in englischer Sprache aber seit langem ein Dorn im Auge. Wer den Staatsnamen höre, der habe "eine Menge verworrener Bilder im Kopf", schrieb der Staats-TV-Sender TRT World jüngst, darunter "jenes des Truthahns, eines großen Vogels aus Nordamerika, der dafür bekannt ist, zu Weihnachten und Thanksgiving auf dem Teller zu landen". Außerdem denke man an die umgangssprachliche Verwendung: Ein "turkey" kann hier "einen Fehlschlag bezeichnen oder eine dumme Person".

Kurzum: Die Assoziationen sind nicht das, was die Führung in Ankara gerne mit ihrem Land in Verbindung bringen will. Bei der Uno ging jüngst ein Antrag zur Umbenennung ein, der nun bestätigt wurde, wie UN-Sprecher Stephane Dujarric am Donnerstag bestätigte. Das Land wird damit international nicht mehr Türkei, Turkey, Turquie oder Turquía heißen, sondern Türkiye. Auch auf der Botschaft des Staates in Österreich war der Wechsel am Freitag schon vollzogen: Diese stellt sich als "Botschaft der Republik Türkiye" vor.

Hello Türkiye!

Mit dem Namenswechsel soll auch eine Imagekampagne einhergehen. Erdoğan wird von der BBC mit den Worten zitiert, "Türkiye" sei "die beste Repräsentation und Darstellung der Kultur, Zivilisation und der Werte des türkischen Volkes". International vertriebene Produkte sollen laut der Agentur AP künftig den Schriftzug "Made in Türkiye" tragen, in einem schon vor einigen Monaten erschienenen Imagevideo für das Land traten Darstellerinnen und Darsteller bei türkischen Sehenswürdigkeiten auf und riefen "Hello Türkiye!" in die Kamera. Das soll wohl auch bei der Betonung des Wortes helfen, dessen Umlaut Ü für viele Sprachen eine Herausforderung darstellen sollte.

TRT World

Der TV-Sender TRT World verwendete den neuen Namen in seiner Online-Präsenz am Freitag bereits in zahlreichen Meldungen. Die staatliche Agentur Anadolu berichtete zwar über "das große Medienecho", das die Kampagne ausgelöst hatte, verwendete selbst aber noch nicht durchgehend die Bezeichnung "Türkiye".

Die Türkei ist nicht der erste Staat, der mit einer Kampagne zu seiner Bezeichnung von sich reden macht. 2018 änderte Swasiland seinen Namen in eSwatini – und wird seither tatsächlich oft auch international so genannt. Jener westafrikanische Staat, dessen Name übersetzt "Elfenbeinküste" heißt, will offiziell nur als Côte d’Ivoire bezeichnet werden, hat damit aber nicht immer Erfolg. Jüngste Umbenennungen trafen auch die Niederlande, die offiziell nicht mehr mit dem Namen "Holland" Verwirrung stiften wollen, und die Tschechische Republik, die es ihren Freundinnen und Freunden 2016 erleichterte, den Landesnamen in kurzer Form auszusprechen: Seit damals ist die offizielle Bezeichnung "Tschechien" und englisch "Czechia" erlaubt. (mesc, 3.6.2022)