Beim Stechen injiziert die Stechmücke Speichel in die Haut, auf den der Mensch allergisch reagiert.

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Wenn's abends am Donaukanal dämmert, beim gemütlichen Beisammensein am Lagerfeuer oder spätestens nachdem man abends das Licht ausknipst hat und plötzlich das Gesumme hört, weiß man: Es ist wieder Moskitozeit.

Vor allem wenn der Winter mild und feucht war, gibt es im Frühjahr und Sommer viele Insekten. Insbesondere in der Nähe von Seen und Bächen, aber auch in heimischen Gärten gehen die weiblichen Mücken dann auf die Suche nach Blut. Es sind nämlich nur die Weibchen, die stechen. Sie brauchen ein spezielles Eiweiß aus dem menschlichen Blut, um nach der Befruchtung durch ein Männchen Eier bilden zu können.

Wie man sich vor Stichen schützt

Angelockt werden die Mückenweibchen unter anderem durch das von Menschen ausgeatmete Kohlenstoffdioxid. Aber auch Körperwärme lockt die Gelsen an. Substanzen wie Ammoniak und Harn- oder Milchsäure, die bei der Zersetzung von Schweiß auf der menschlichen Haut entstehen, sind für die Tiere attraktiv. Bei Windstille können sie den Geruch schon von Weitem aufspüren, das heißt: Wer Sport getrieben hat oder vor Hitze schwitzt, sollte rasch kalt duschen.

Andere Gerüche mögen Stechmücken hingegen überhaupt nicht. Düfte aus Zitrusfrüchten, Lavendel, Eukalyptus und Zedernholz werden gerne als natürliche Antimückenmittel eingesetzt. Allerdings hält die Wirkung in der Regel nur für kurze Zeit. Es müsste etwa stündlich ein entsprechendes Öl auf die Haut aufgetragen werden, um einigermaßen sicher zu wirken. Beim Einsatz von Duftkerzen oder Öllämpchen lässt sich gar keine schützende Wirkung nachweisen.

Zuverlässiger sind synthetische Antimückenpräparate. Vor allem der Wirkstoff Diethyltoluamid, kurz DEET, kann Mücken bis zu acht Stunden lang fernhalten. Die Substanz kann allerdings Augen und Schleimhäute reizen, weshalb sie vor allem bei Babys, Kleinkindern und Schwangeren nicht zum Einsatz kommen sollte. Für sie eignen sich Mittel mit dem Wirkstoff Icaridin besser. Der hält immerhin auch bis zu fünf Stunden – oder bis zum nächsten Bad. Fast alle Antimückenmittel sind nämlich wasserlöslich und sollten nach dem Schwimmen oder Schwitzen neu aufgetragen werden.

Was gegen den Juckreiz hilft

Hilft das alles nichts, und die Mücke sticht trotzdem zu, bildet sich meist ein kreisförmiger roter Fleck, der leicht anschwillt und juckt. Das liegt an den Fremdproteinen der Mücke. Wenn eine Gelse sticht, injiziert das Tier nämlich auch seinen Speichel in die Haut, damit das Blut, das es trinken will, nicht gerinnt. Auf die Fremdproteine im Speichel reagiert der Mensch allergisch, es kommt zu einer Mastzelldegranulation. Dabei setzen ebendiese Zellen Histamin frei, das wiederum führt in weiterer Folge zu den Rötungen und Schwellungen, die den Juckreiz hervorrufen.

Dem Verlangen zu kratzen sollte man aber wegen der Infektionsgefahr möglichst widerstehen. Über einen aufgekratzten Mückenstich gelangen leicht Bakterien in die Wunde und ins Blut, sodass sich die Stelle entzündet. Besser ist es, die betroffene Stelle zu kühlen – etwa mit einem feuchten Tuch oder Coolpacks.

Auch die Wärme eines Mückenstifts kann den Juckreiz nachweislich lindern oder sogar gänzlich beseitigen. Bei derartigen Tools wird eine meist keramische Kontaktfläche auf den Stich platziert, die sich dann für wenige Sekunden erhitzt. Durch das konzentrierte Aufheizen des Gewebes auf etwa 50 bis 53 Grad zerfallen die Eiweißstoffe des Giftes – auch bei Bienenstichen.

Was bei allergischen Reaktionen zu tun ist

Die Stiche von heimischen Mücken gelten allesamt als eher harmlos. Subtropische und tropische Mückenarten können allerdings durchaus gefährliche Krankheiten übertragen. In diesem Jahr treten etwa insbesondere in der Steiermark Tigermücken auf, die tropische Viruserkrankungen übertragen können (der STANDARD berichtete).

Als ungefährlich und gewöhnlich gilt bei Mückenstichen eine Lokalreaktion von Rötungen und Schwellungen bis zu etwa einem Zentimeter Durchmesser. Auch leichte Schmerzen sind nicht ungewöhnlich. Dazu kann es kommen, wenn die Mücke beim Einstich einen Nerv getroffen hat. Am Stechapparat der Mücke können zudem Bakterien sein, die beim Stich mit in den Körper gelangen und zu Entzündungen führen – etwa Fäkalbakterien wie Streptokokken oder Kolibakterien, wenn das Tier zuvor zum Beispiel auf einem Kuhfladen saß.

Deutlich häufiger sind bakterielle Infektionen nach Aufkratzen der Stichstelle. So gelangen Hautbakterien in den Körper, im schlimmsten Fall gelangen die Keime in den Blutkreislauf und können zu einer Blutvergiftung führen.

In etwa drei Prozent der Fälle – es fehlen verlässliche Zahlen zu Prävalenz und Inzidenz, aber jedenfalls in wohl sehr wenigen Fällen – kommt es zu größeren entzündlichen Lokalreaktionen und Bläschenbildung. Selten macht sich die Allergie dann auch durch Übelkeit, Schwindel, kalten Schweiß oder Herzrasen bemerkbar. Wenn das passiert oder der Mückenstich heiß wird, pocht oder sich verfärbt, sollte man unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Es kommt dann womöglich zu einer Überreaktion des Immunsystems auf das Mückensekret, das mit Präparaten wie Antihistaminika, Kortisonpräparaten oder Adrenalin behandelt werden muss. (poem, 4.6.2022)