Das neue Pratermuseum soll nun doch "klimafit" umgesetzt werden. Das kostet deutlich mehr, soll aber eine bessere Energiebilanz bringen und den Standort aufwerten.

Foto: Architekt Michael Wallraff/Wien Museum

Vor einem Jahr beschloss die Wiener Stadtregierung, das alte Pratermuseum beim Planetarium, in dem die Kulturgeschichte des Wiener Wurstelpraters gezeigt wird, aufzugeben und auf einen neuen, frei gewordenen Standort im Zentrum des Praters zu übersiedeln. 1,63 Millionen Euro waren für die Adaptierung eines bereits vorhandenen Altbestand-Gebäudes vorgesehen. Davon rückt man nun ab.

Wie dem STANDARD in einem Hintergrundgespräch mitgeteilt wurde, sind Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und Wien-Museum-Direktor Matti Bunzl, dem das Pratermuseum untersteht, zu der Überzeugung gelangt, dass man das Projekt doch größer dimensionieren will.

Kostensteigerung ums Zweieinhalbfache

Mit 4,16 Millionen Euro steigen die Baukosten auf das Zweieinhalbfache. Was Wien dafür bekomme, sei ein energieeffizienter Neubau in Holzbauweise, mehrstöckig, mit Terrassenblick über den Prater, mehr Fläche für die Ausstellung und für Veranstaltungen mit 70 Sitzplätzen. Es entstehe damit der einzige soziale Raum der öffentlichen Hand im Prater. Außerdem würden die Eigentümerfamilien der traditionsreichen Attraktionen ein großzügigeres Pratermuseum begrüßen, hieß es.

Das von Michael Wallraff geplante Museum sieht vertikale Holzstreben an der Fassade vor. Von einer Terrasse aus soll man einen Blick über den Prater haben.
Foto: Architekt Michael Wallraff/Wien Museum

Den Architekturwettbewerb konnte Michael Wallraff für sich entscheiden. "Wir sind vor der Entscheidung gestanden, es günstig zu machen und dafür jahrzehntelang einen immensen CO2-Ausstoß zu haben oder gleich nachhaltig zu bauen – was jetzt teurer kommt, sich aber auszahlt", sagte Bunzl.

Das neue Museum werde "ein Leuchtturm" im Prater sein, sagt Wiens Kulturstadträtin.
Foto: Architekt Michael Wallraff/Wien Museum

Die Kosten könne man aus dem laufenden Kulturbudget stemmen, unter anderem weil andere Projekte sich verzögern, etwa ein geplanter zweiter Standort für das Theater Dschungel, der mangels geeigneter Bauflächen aufgeschoben werde. Es entstehen keine Einsparungen bei irgendwelchen Förderungen, versicherte Kaup-Hasler.

Bauen trotz explodierender Preise

Am Dienstag will die Stadträtin ihr Vorhaben im Kulturausschuss beschließen. Mit Kritik der Oppositionsparteien sei zu rechnen. Die Frage, warum gerade jetzt größer gebaut wird, obwohl im Baugewerbe die Preise wegen des Ukraine-Kriegs auf einem Höchststand sind, sei "natürlich eine berechtigte". Aber man wisse ja nicht, ob es in fünf Jahren günstiger wäre. Und man wolle "nichts bauen, was nicht ökologisch nachhaltig ist".

Außerdem betonte Kaup-Hasler, sie wolle in dieser schweren Zeit "positive Signale gegen die zunehmende Depression in der Gesellschaft setzen". Mehr soziokulturelle Räume seien in einer Stadt, "die wächst und nicht stehen bleiben darf, wichtig".

Betrieben werden soll das neue Pratermuseum weiterhin vom Wien-Museum, das die wissenschaftliche Expertise für die umfassende Sammlung und den Ausstellungsbetrieb bereits jetzt mitbringe. Eröffnet werden soll "wie geplant" im Jahr 2024. (Stefan Weiss, 3.6.2022)