Im Juni des Vorjahres zeigte sich die Queen noch in Ascot.

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Erst die Racing Post und dann die Times– das soll einer Anekdote zufolge die morgendliche Lektüre der Queen sein. Außer donnerstags, da kommt die neue Ausgabe von Horse & Hound druckfrisch ins Haus, um die souveräne Leserin zu entzücken.

Es ist davon auszugehen, dass Elizabeth II auch im Thronjubiläumsstress genau darüber informiert ist, welchem Ross die besten Chancen eingeräumt werden, am Samstag das mit 1,1 Millionen Pfund dotierte Epsom Derby zu gewinnen. Die 243. Auflage des bedeutendsten Pferderennens Englands geht allerdings ohne Galopper der Patronin des Jockey-Klubs zu Epsom Downs über die 2423 Meter. Das mag sie schmerzen, denn Elizabeth Windsor ist schließlich schon länger Rennstallbesitzerin als Queen.

1082 Erfolge für Rösser der Queen

Den ersten Sieg bescherte ihr 1949 ein Pferd namens Monaveen in einem Hindernisrennen. Bis dato stehen 1082 Erfolge für Rösser der Queen zu Buche. 1953, vier Tage nach der Krönung, lief Aureole vor 500.000 Zuschauern in Epsom auf Platz zwei im Derby. Im folgenden Jahr sicherte dieser Hengst der Queen das erste Besitzer-Championat.

1969 übernahm Henry Herbert, Lord Porchester, der spätere 7. Earl of Carnarvon, das Management der königlichen Rennpferde. Mit ihrem Vertrauten Porchie bejubelte die Queen auch die legendäre Dunfermline, die 1977 nicht nur die Oaks, das Derby der Stuten, sondern auch das St. Leger für sie gewann. 2013, zwölf Jahre nach Porchies Tod, sicherte sich die Stute Estimate als erstes königliches Pferd in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Royal Ascot Meeting den Sieg im Gold Cup.

Ein Erfolg im Epsom Derby fehlt der Queen, die am Samstag gewiss auch mit Wehmut an die vor einer Woche gestorbene Jockeylegende Lester Piggott denkt, an den neunfachen Epsom-Derby-Sieger, der für sie 1957 auf Carrozza die Oaks gewonnen hatte.

Als Favorit sehen die Buchmacher und wohl auch die Queen heuer Desert Crown. Der Hengst eines Geschäftsmanns aus Dubai wird von Sir Michael Stoute trainiert, der einst Estimate für den Triumph in Ascot präpariert hatte. Auf der Tribüne feierte Elizabeth II damals für eine 87-Jährige recht ausgelassen. An ihrer Seite: John Warren, Porchies Schwiegersohn und dessen Nachfolger als Manager des königlichen Rennstalls. (Nikolaus Dolenz, Sigi Lützow, 3.6.2022)