Ralf Rangnick darf sich über ein Traumdebüt als ÖFB-Teamchef freuen.

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Ralf Rangnick hatte im Vorfeld gesagt, Fußball sei ein Unterhaltungssport, er dürfe nie langweilig sein, solle im Idealfall die Menschen begeistern. Am Freitagabend hat der 63-jährige Deutsche als österreichischer Teamchef debütiert. In der höchsten Stufe der Nations League, Abteilung A, Gruppe 1. Die Premiere fand in Osijek statt, der Gegner war logischerweise Vizeweltmeister Kroatien, die Nummer 16 der Rangliste. Rangnick hatte die für ihn nahezu unwürdige Startnummer 34.

Der Rahmen war nicht gerade legendär, das abgenutzte Stadion ist das Gegenteil eines Schmuckkastens, die Tribünen werden Dächer nicht mehr erleben, die Anlange lechzt förmlich nach dem Abriss. Die Kroaten sind hier allerdings seit 13 Partien ungeschlagen. Sie waren es, denn Österreich triumphierte sensationell mit 3:0, feierte im sechsten Vergleich den ersten Sieg.

Jubelstimmung im ÖFB-Team.
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Es war schwül in Osijek, rund 25 Grad, 18.000 Zuschauer, volles Haus. Wie alle seine Vorgänger nominierte Rangnick eine Startelf. Heinz Lindner stand wenig überraschend im Tor, er kann nicht nur Bälle halten, sondern ist auch fußballerisch recht begabt. Da ab sofort höher verteidigt werden muss (Pressing!), muss der Goalie auch weite Pässe schlagen können, die Verteidiger sind nicht dauernd in seiner unmittelbaren Nähe. Kevin Danso, Gernot Trauner und Maximilian Wöber bildeten die Dreierkette, das Mittelfeld bestand aus Stefan Lainer, Xaver Schlager, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Andreas Weimann. Es stürmten Marko Arnautovic (99. Länderspiel!) und Karim Onisiwo.

Kapitän Arnautovic

Arnautovic trug in Abwesenheit von David Alaba die Kapitänsschleife. Alaba ist in Wien geblieben, er soll am Montag gegen Dänemark zum Einsatz kommen. Mit Schleife. Die Kroaten begannen ohne ihr Genie Luka Modric, wie Alaba war er von den Feierlichkeiten nach Real Madrids Champions-League-Sieg geschlaucht.

Im Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf hatte Rangnick eine "Super-Energie" erkannt, aber auch in dieser Ära liegt die Wahrheit auf dem Platz. "Es geht um Kontrolle, wir müssen den Gang der Dinge beeinflussen." Das Rezept: hohes, aggressives Pressing. Nicht über 90 Minuten, das halten Profis speziell unmittelbar nach Beendigung der Meisterschaften nämlich nicht aus. Rangnick ging es um "die richtigen Momente".

Arnautovic traf zum 1:0.
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Die Österreicher spielten ganz in Schwarz, bereits in der zweiten Minute war der Unterhaltungswert gering, Danso rettete in extremis vor Mario Pasalic. Die Vorgaben wurden prinzipiell erfüllt, lauter Pressing-Maschinen. Spielerisch waren die Gastgeber freilich etwas unterhaltsamer, es wurde mitunter flüssig kombiniert. 19. Minute: Pasalic köpfelt ganz knapp vorbei, der Legionär von Atalanta Bergamo war generell umtriebig und gefährlich. Österreich hatte einen passablen Schuss von Weimann anzubieten (22. ). Minute 29: Mateo Kovacic prüft Lindner, wenig später zeichnet sich der Goalie gegen Andrej Kramaric aus.

Tore, Tore, Tore

41. Minute, der Unterhaltungswert steigt ins fast Utopische: Befreiungsschlag, Onisiwo lässt den Ball zu Arnautovic abprallen, der legt ein dynamisches Solo hin, umkurvt Verteidiger, zieht von der Strafraumgrenze ab, trifft flach und wuchtig zum 1:0 ins lange Eck. Sein 33. Treffer im Team. Er jubelte verhalten. Halbzeitfazit: Eine Geschlossenheit war erkennbar, die Arbeit gegen den Ball funktionierte etwas besser als jene mit dem Ball.

Arnautovic blieb in der Kabine, ebenso Onisiwo und Lainer. Nicolas Seiwald, Michael Gregoritsch und Christopher Trimmel kamen, in der Abwehr gab es nun eine Viererkette. Und es sollte eine Top-Unterhaltung werden – nur nicht für die kroatischen Fans. 54. Minute: Perfektes Umschalten, Sabitzer schickt Wöber, der marschiert am linken Flügel durch, passt quer auf Gregoritsch, der stellt trocken auf 2:0. 57. Minute: Sabitzer erhöht per Weitschuss auf 3:0, damit hatte nicht einmal Rangnick gerechnet.

Real-Edelkicker Modric wurde bei Kroatien eingewechselt.
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Modric wurde daraufhin eingewechselt, die wenig überzeugenden Kroaten suchten Qualität und Zielstrebigkeit auch mit dem Superstar vergebens. Österreich kam dem 4:0 durch Xaver Schlager nahe, ansonsten plätscherte die Partie gemütlich ihrem Ende entgegen. Es war vor allem in Halbzeit zwei eine äußerst vielversprechende Darbietung.

"Wir hatten die ersten 25 Minuten Probleme, das Spiel wurde nach der Umstellung auf das 4-2-2-2 besser. Für das erste Mal bin ich sehr zufrieden, aber es ist kein Grund, in Euphorie zu verfallen", sagte Rangnick. "Genau so stellt sich jeder in Österreich das Nationalteam vor", sagte Wöber. Der ÖFB-Tross reiste noch in der Nacht als Tabellenführer zurück nach Wien, wo es am Montag (20.45 Uhr, ORF1) gegen Dänemark weitergeht. Die Dänen schlugen Frankreich 2:1. (Christian Hackl aus Osijek, 3.6.2022)

Fußball-Nations-League – Liga A, Gruppe 1, 1. Runde:

Kroatien – Österreich 0:3 (0:1)
Osijek, Stadion Gradski vrt, 18.000, SR Kavanagh (ENG)

Tore:
0:1 (41.) Arnautovic
0:2 (54.) Gregoritsch
0:3 (57.) Sabitzer

Kroatien: Ivusic – Juranovic, Pongracic, Caleta-Car, Sosa (46. Barisic) – Pasalic (58. Vlasic), Brozovic, Kovacic (71. Orsic) – Majer (58. Modric), Kramaric (58. Budimir), Brekalo

Österreich: Lindner – Danso, Trauner, Wöber (77. Friedl) – Lainer (46. Trimmel), Laimer, Sabitzer, X. Schlager, Weimann (72. Baumgartner) – Arnautovic (46. Seiwald), Onisiwo (46. Gregoritsch)

Gelbe Karten: Caleta-Car bzw. X. Schlager