Die Rakete Langer Marsch-2F startete am Sonntagmorgen in der Wüste Gobi.
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Nach etwa sieben Flugstunden hat eine dreiköpfige Crew am Sonntag die Raumstation Tiangong erreicht, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtet. Sie war in der Nacht vom Raumfahrtzentrum Jiuquan in der Wüste Gobi in einer Rakete vom Typ Langer Marsch-2F ins Weltall aufgebrochen. Das Hauptziel der beiden Taikonauten und der Taikonautin ist, die Raumstation fertigzubauen.

Dafür ist ein sechsmonatiger Aufenthalt im All geplant, sodass die Station im Idealfall noch im Jahr 2022 voll funktionstüchtig wird. China will damit zu den anderen Raumfahrtnationen aufschließen. Von der Internationalen Raumstation ISS ist China ausgeschlossen, insbesondere auf Druck der USA, die Vorbehalte wegen der Intransparenz des chinesischen Raumfahrtprogramms und dessen engen Verbindungen zum Militär haben.

Bisher längste Weltraummission beendet

Das Team wird vom 43-jährigen Kommandanten Chen Dong geleitet. Er hat eine Ausbildung als Luftwaffenpilot absolviert, wie die beiden anderen Mitglieder Cai Xuzhe (46) und Liu Yang (43), die 2012 die erste chinesische Raumfahrerin wurde. Die drei sollen die beiden Module von Tiangong verbinden. Neben den Bauarbeiten sind Staatsmedien zufolge auch wissenschaftliche Experimente geplant.

Die chinesische Crew im Kernmodul Tianhe der neuen Raumstation.
Foto: Li Xin/Xinhua via AP

Erst Mitte April war eine Crew von Tiangong ("Himmlischer Palast") zur Erde zurückgekehrt. Ihr sechsmonatiger Aufenthalt im All war die bisher längste bemannte Weltraummission der Volksrepublik. Außer für zwei Außeneinsätze für Arbeiten an der Station nutzte die Crew, die ebenfalls aus zwei Männern und einer Frau bestand, ihren Aufenthalt auf der Raumstation für zahlreiche wissenschaftliche Experimente und Techniktests.

Taikonauten auf dem Mond

Das Tiangong-Kernmodul Tianhe war im April vergangenen Jahres ins All gebracht worden. Nach Chinas Plänen soll die Raumstation mindestens ein Jahrzehnt lang genutzt werden. Die Volksrepublik hat in den vergangenen Jahren Milliardensummen in ihre Raumfahrtprogramme gesteckt, um zu den USA und Russland aufzuschließen. 2029 will die chinesische Regierung erstmals Menschen zum Mond schicken.

Die Raumstation untermauert Chinas Ambitionen, zur Weltraummacht aufzusteigen und zu den großen Raumfahrernationen USA und Russland aufzuschließen. Die Volksrepublik hat Milliardensummen in ihr Raumfahrtprogramm gesteckt und konnte bereits einige Erfolge vorweisen. So war China das erste Land, das ein Raumschiff samt Erkundungsrover auf der dunklen Rückseite des Mondes landen ließ. Vergangenes Jahr landete zudem der Rover "Zhurong" auf dem Mars, der die Oberfläche des Planeten erkunden soll. (APA, red, 5.6.2022)