In München kommt es zum kollektiven Knien.

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München – Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird im Klassiker gegen England am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) mit den Three Lions ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Wie beim 0:2 im EM-Achtelfinale in London im vergangenen Jahr werden die Profis vor dem Anpfiff der Nations-League-Partie gemeinsam auf dem Rasen knien.

"Wir wollen die Aktion unterstützen", sagte England-Legionär Ilkay Gündogan über die in der Premier League und bei Spielen der englischen Auswahl inzwischen übliche Geste. "Das ist eine sehr gute Sache. Wir haben das in der Mannschaft kurz besprochen, niemand hatte etwas dagegen", meinte Gündogan.

Bei der überraschenden 0:1-Niederlage zum Auftakt der Nations League in Ungarn war der Weltmeister von 1966 beim Kniefall ausgepfiffen worden. Dabei waren im Stadion in Budapest nach Auflagen durch die UEFA mehrheitlich Kinder unter den nur 30.000 zugelassenen Zuschauern.

DFB-Team will gegen England Sache besser machen

Nach dem ernüchternden 1:1 zum Auftakt am Samstag in Italien ist bei Deutschlands Nationalteam Besserung angesagt. Der Klassiker gegen England ist für Hansi Flick "ein richtig großer Brocken". Flick ist in zehn Spielen als DFB-Teamchef noch ohne Niederlage, um die Serie zu prolongieren, "müssen wir die Dinge besser machen, ohne Frage".

In der wahrscheinlich mit 69.000 Zuschauern ausverkaufen Münchner Allianz Arena geht es für Flick und seine Mannschaft nicht um Wiedergutmachung. So schlecht war der Auftritt in Bologna auch nicht. Viel auf dem Spiel steht aber schon, auch stimmungsmäßig. "Wichtig ist, dass wir den nächsten Schritt machen", betonte der Bundestrainer: "Unsere Vorgabe an uns selbst ist, dass wir immer gucken, die Dinge besser zu machen."

Nach der von DFB-Direktor Oliver Bierhoff als "behäbig" bezeichneten Leistung gegen Italien äußerte auch Thomas Müller eine sehr klare Erwartungshaltung. "Wir müssen natürlich alles in die Waagschale werfen, um auch einen Sieg zu holen. In Italien kannst du vielleicht sagen, vom Ergebnis ist ein 1:1 auswärts okay. Aber nur wenn wir gegen England nachlegen mit einem Sieg", sagte der Bayern-Stürmer.

Rotation im DFB-Team

Wie bei allen anderen Teams in dieser intensiven Länderspiel-Phase wird auch Flick rotieren. Mittelfeldlenker Ilkay Gündogan vom englischen Meister Manchester City wird wohl in der Startelf stehen, für die in Bologna wenig überzeugenden Bayern Leroy Sané und Serge Gnabry könnten Kai Havertz und Jamal Musiala die Alternativen sein.

"Ich erwarte einen extrem starken Gegner, der gespickt ist mit sehr, sehr hoher individueller Qualität, die vielleicht auch im Moment ihresgleichen sucht", sagte Gündogan, der die England-Profis bestens kennt. "Gefühlt" könnten die Briten "drei Nationalmannschaften aufstellen". Tottenhams Torjäger Harry Kane, der im EM-Achtelfinale 2021 beim 2:0 der "Three Lions" das deutsche Aus und damit den Abschied von Jogi Löw mit dem zweiten Tor besiegelt hatte, wurde von Flick "Weltklasse" bescheinigt.

Die Engländer werden in der Allianz Arena in Bestbesetzung auflaufen und haben einiges gutzumachen. Denn die Niederlage in Ungarn sorgt für zusätzlichen sportlichen Druck. Wegen der spektakulären Feierlichkeiten zum 70. Thronjubiläum der Queen kam das 0:1 in der medialen Berichterstattung auf der Insel zwar ungewöhnlich kurz, bei einer Niederlage gegen Deutschland würde das aber sicher anders sein.

"Ich wusste, bevor wir in diesen Block mit vier Spielen gestartet sind, dass wir einige schmerzhafte Ergebnisse riskieren", erklärte Teamchef Gareth Southgate, der die positive Stimmung nach dem Finaleinzug bei der EM im vergangenen Jahr beibehalten will.

Southgate sorgt sich neben sportlichen Dingen aber auch um das Benehmen der Fans. Er bat die knapp 3.500 in München erwarteten Anhänger um gute Stimmung. "Wir haben keine Kontrolle darüber. Wir können nur darum bitten, dass unsere Fans liefern", sagte Englands Teamchef. (sid, APA, dpa, 6.6.2022)