Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (rechts, ÖVP) im Februar 2021 bei der Ankündigung des Reformprozesses. Links: HGM-Präsidiums-Vorsitzender Wolfgang Muchitsch.

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Vor zwei Jahren kündigte das Verteidigungsministerium eine umfassende Reform des Heeresgeschichtlichen Museums inklusive Neuausschreibung der Direktion an. Passiert ist immer noch nichts. Der nach Kritik u. a. vonseiten des Rechnungshofs nicht wiederbestellte Direktor M. Christian Ortner leitet das Museum im Arsenal nach wie vor interimistisch.

Die Ausschreibung, die ursprünglich für Ende 2021 angekündigt war, befindet sich derzeit in Abstimmung zwischen dem Verteidigungsministerium (BMLV) und jenem für öffentlichen Dienst (BMKÖS), wobei aus Letzterem zu hören ist, dass man seinen Teil bereits erledigt habe und nun das BMLV wieder am Zug sei.

Tatsache ist: Das einzige nicht aus der Staatsverwaltung ausgegliederte Museum des Bundes hat bislang keine Erfahrung damit, eine transparente, öffentliche Ausschreibung hinzubekommen. Bisher wurden Personalangelegenheiten auf kurzem Weg intern geregelt.

Wolfgang Muchitsch, Chef des Museumsbunds und des Grazer Joanneums, steht einem von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) beim HGM installierten wissenschaftlichen Beirat (Präsidium) vor. Auch bei Muchitsch, der das HGM mit einer Kommission gründlich evaluierte, wächst die Ungeduld: "Der Reformprozess stockt", sagt er dem STANDARD, "denn solange es keine Entscheidung über eine künftige Leitung gibt, gibt es keine Entscheidung über ein Reformkonzept."

Neue Leitung bis Herbst?

Den Willen vonseiten der Ministerin orte er sehr wohl, "nur muss eine Erneuerung auch aus dem HGM selbst kommen". Er habe aber "die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es bis zum Herbst eine neue Leitung gibt und damit dann auch ein Konzept. Es braucht eine große Lösung für ein großes Haus."

Zwischenzeitlich kursiert war bereits ein Entwurf für einen Ausschreibungstext, der sich allerdings stark an internes Personal zu richten schien. Nach einer Feedback-Schleife durch Muchitschs Gremium dürfte diese Engführung passé sein. Erwartet wird nun – vielleicht zeitnah in den nächsten Tagen – eine EU-weite Ausschreibung, gefordert dürften u. a. sein: EU-Bürgerschaft, historische Fachexpertise und gute Deutschkenntnisse.

"So bizarr es klingt: Durch den Ukraine-Krieg kommt es zu einer Höherdotierung des Bundesheeres, was auch eine Neuaufstellung des HGM erleichtern würde", meint Muchitsch. "Dieser Tage wäre ein gutes militärhistorisches Museum wichtig, denn es könnte zeigen: Wie entstehen Konflikte, wie werden sie geführt, wie werden sie wieder beendet, wie lassen sie sich verhindern?"

Bei einer Diskussionsveranstaltung an der Akademie der Wissenschaften am letzten Donnerstag wurde ein ums andere Mal das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden als Vorbild genannt. Und am Pfingstsonntag machte eine Kunstinitiative mit einer Virtual-Reality-Aktion vor Ort Druck auf das HGM, sich der Reform nicht weiter zu verschließen. (Stefan Weiss, 7.6.2022)