Der Artikel "Kurz verwundert mit unbedarftem Kriegs-Sager" und der dazugehörigen Dachzeile "Historischer Holler" ist auf krone.at nicht mehr auffindbar.

Foto: Screenshot/Krone.at

Wien – Die Onlineausgabe der "Kronen Zeitung" sorgt mit der Entfernung eines Artikels für Verwunderung. Am Samstag titelte krone.at noch "Kurz verwundert mit unbedarftem Kriegs-Sager" und der dazugehörigen Dachzeile "Historischer Holler" nach einem Interview, das Ex-Kanzler Sebastian Kurz dem Schweizer Boulevardmedium "Blick" gegeben hatte. Kurz sagte zum Ukraine-Krieg: "Eine einfache Lösung gibt es nicht. Die Situation ist viel zu verfahren. Doch die gute Nachricht: Noch jeder Krieg hat irgendwann mit Verhandlungen geendet" – der STANDARD berichtete darüber. Die Grünen, die Neos und die SPÖ warfen Kurz daraufhin mangelndes Geschichtswissen vor.

Der kritische Artikel mit der historischen Einordnung der Kurz-Aussagen war dann am Montag auf krone.at nicht mehr auffindbar, sehr wohl aber ein anderer Bericht, der auch das "Blick"-Interview des Ex-Kanzlers thematisierte – mit einem anderen Fokus. Der Titel lautete jetzt: "Ukraine: Kurz für möglichst schnelle Verhandlungen". Seine Aussage, dass noch jeder Krieg irgendwann mit Verhandlungen beendet wurde, findet sich zwar noch im Artikel, allerdings nicht mehr mit dem Kontext vom "historischen Holler". Warum krone.at den ursprünglichen Artikel entfernt hat (hier ist er noch zu finden), ist unklar. Der STANDARD hat "Krone"-Chefredakteur Klaus Herrmann am Montagnachmittag per Mail um eine Stellungnahme gebeten, aber noch keine Antwort erhalten.

Auf Twitter gab es Spekulationen, dass die neue Version des Interviews die Konsequenz einer Intervention aus dem Kanzleramt gewesen sein könnte, was aber Kanzlersprecher Daniel Kosak auf Twitter verneinte. Er schrieb, dass weder er noch seine Kollegen die "Krone" kontaktiert hätten.

Sebastian Kurz war jahrelang der Politliebling der "Kronen Zeitung". Die "Kronen Zeitung" wiederum wurde immer wieder mit "Exklusivgeschichten" aus dem Kanzleramt versorgt. So manche Post von "Krone"-Kolumnist Michael Jeannée an Sebastian Kurz hatte den Charakter eines Liebesgedichts. Aktuell verfasst "Krone"-Journalistin Conny Bischofberger eine politische Biografie des früheren Kanzlers und Beschuldigten in der Inseratenaffäre. Es gilt die Unschuldsvermutung. (red, 6.6.2022)