Mit der Amtsübergabe des steirischen Landeshauptmannes Hermann Schützenhöfer an seinen 51-jährigen designierten Nachfolger Christopher Drexler hat die steirische VP die Chance auf einen Generationswechsel. Nicht weil Drexler 20 Jahre jünger ist als sein politscher Ziehvater. Jung bzw. jünger sein allein ist noch kein Heilsversprechen. Das sollte man spätestens seit Sebastian Kurz verstanden haben. Doch in der Steiermark herrscht im Vergleich zu anderen VP-regierten Bundesländern zurzeit Ruhe an mehreren Fronten: Erstens regiert man in der schwarz-roten Koalition im unter Franz Voves und Schützenhöfer begründeten Harmonie-Paarlauf relativ friktionsfrei vor sich hin.

Drexler sollte sich Schützenhofer nicht in allen Bereichen zum Vorbild nehmen.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Zweitens stehen in der Steiermark in den nächsten zwei Jahren keine Wahlen an, man könnte also jetzt, auch unter Einbeziehung der Opposition, konstruktiv Projekte umsetzen. Zu tun gibt es nicht nur in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Elementarpädagogik genug. Drittens kann die steirische VP eine skandalfreie Zeit nutzen, was sich, wie man aus Bund, Vorarlberg oder Oberösterreich weiß, schnell ändern kann. Darauf könnte die Landespartei, deren Parteifarbe schon lange vor türkisen Umfärbungen in Wien nicht Schwarz, sondern Grün war, jetzt bauen.

Abschließen mit dem Ex-Kanzler

Drexler könnte sich von Korruption distanzieren und die Stärkung von Transparenz auf allen Ebenen fordern. Er könnte beweisen, dass er nicht nur ein jüngerer Jahrgang ist, sondern mit alten Bräuchen aufräumt. Auch wenn das nicht bei allen Bünden und Kammern Gefallen finden würde.

Dabei sollte er sich vielleicht Schützenhöfer lieber nicht in allen Bereichen zum Vorbild nehmen. Dieser sagte am Wochenende in einem Doppelinterview mit Drexler, Sebastian Kurz sei "bestialisch ausradiert" worden. Wer da radiert hatte, blieb offen. Doch das Opfer-Narrativ für den Ex-Kanzler, der immerhin aktuell in zwei Verfahren als Beschuldigter geführt wird, pickt. Drexler legte mit der Einschätzung nach, politische Mitbewerber hätten der "ÖVP einen Korruptionsverdacht und irgendwas Unanständiges" umgehängt. Diese "Zuschreibung" zu "dekonstruieren" sei sein erstes Ziel. Auch wenn Drexlers Sprecher auf Nachfrage betonte, der Chef meinte damit die Landes-VP, die ja für die Zuschreibungen nichts könne, muss man sagen: Weder liest sich das gut, noch gewinnt man damit Stimmen. Mut zur Transparenz und ein Bruch mit der türkisen Vergangenheit wären erfrischend.(Colette M. Schmidt, 7.6.2022)