Bald muss auch das iPhone über USB-C aufgeladen werden.

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Smartphones, Tablets, Digitalkameras: Wer Geräte unterschiedlicher Hersteller nutzt, braucht oft mehrere Ladekabel, um sie mit Strom zu versorgen. Immer häufiger wird man beim Neukauf zudem doppelt zur Kasse gebeten, weil das Ladegerät nicht mehr Teil des Lieferumfangs ist. Das soll sich nun ändern.

Am Dienstag hat sich die EU auf eine Vereinheitlichung der Ladekabel für kleine und mittelgroße Elektrogeräte geeinigt. Mobiltelefone, Tablets, E-Reader und Digitalkameras müssen ab Herbst 2024 mittels USB-C aufgeladen werden können. Aber nicht nur das: Die EU will die Ladegeschwindigkeit von mit Fast Charging kompatiblen Geräten harmonisieren. Kundinnen und Kunden sollen außerdem selbst entscheiden können, ob sie ein neues Gerät mit oder ohne Ladegerät kaufen möchten.

Millionen gespart

Der Vorstoß sei "Teil einer umfassenderen EU-Bemühung, Produkte in der EU nachhaltiger zu machen, Elektroschrott zu reduzieren und das Leben der Verbraucher zu erleichtern", hieß es in einer Presseaussendung am Dienstag. Beim Neukauf eines Geräts sollen Kundinnen dadurch nicht mehr draufzahlen müssen. Auch der Wechsel zwischen unterschiedlichen Herstellern soll erleichtert werden.

Während die Regelung vorerst nur auf Kleingeräte zutrifft, müssen innerhalb von 40 Monaten nach Inkrafttreten auch Laptops an die Anforderungen angepasst werden. Was das für Apple bedeutet, das seinen proprietären Magsafe-Port für Macbooks wiedereingeführt hat, bleibt abzuwarten.

Elektroschrott

Weggeworfene Ladegeräte sollen jährlich 11.000 Tonnen Elektroschrott verursachen. Die Menge soll durch gesteigerte Wiederverwendung deutlich reduziert werden. Dasselbe gilt für Zusatzkosten für Konsumentinnen. 250 Millionen Euro sollen diese dank der Vereinheitlichung sparen können.

"Heute haben wir das gemeinsame Ladegerät in Europa Wirklichkeit werden lassen! Die europäischen Verbraucher waren lange frustriert, weil sich mit jedem neuen Gerät mehrere Ladegeräte häuften. Jetzt können sie ein einziges Ladegerät für ihre gesamte tragbare Elektronik verwenden", sagt Alex Agius Saliba, Berichterstatter für das EU-Parlament.

Die vollständige Liste der betroffenen Geräte beinhaltet: Mobiltelefone, Tablets, E-Reader, Ohrhörer, Digitalkameras, Kopfhörer und Headsets, tragbare Videospielkonsolen und tragbare Lautsprecher

Folgen für Apple

Die verpflichtende Vereinheitlichung der Ladekabel dürfte primär Apple treffen. Fast alle Smartphone-Hersteller setzen schon seit Jahren auf USB-C, während iPhones weiter per Lightning-Anschluss aufgeladen werden müssen. Wie der STANDARD berichtete, warf das Unternehmen der EU-Kommission deshalb schon 2021 Innovationsfeindlichkeit vor. Eine entsprechende Regulierung würde den Konsumenten schaden, hieß es damals aus Cupertino.

Um das neue Gesetz zu umgehen, könnte Apple einen drastischen Schritt machen – und gänzlich auf einen physischen Ladeanschluss verzichten. Die Aufladung könnte dann ausschließlich drahtlos passieren. (Mickey Manakas, 7.6.2022)