Allergien – etwa auf Birkenpollen – sind weltweit im Steigen begriffen. Luftschadstoffe machen Pollen aggressiver, während der Klimawandel teils eine frühere und längere Blüte begünstigt.

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Du bist, was du isst. Diese gern zitierte Weisheit gewinnt nun eine eher ungeahnte Dimension hinzu. Wie Forschende herausfanden, kann einen speziell abgestimmte Ernährung sogar Linderung bei allergischen Symptomen verschaffen. Deren Auftreten kann von einem Mangel an bestimmten Nährstoffen begünstigt werden. Im Gegenzug kann eine gezielte Versorgung des Körpers Allergiesymptome beträchtlich mildern.

Das geht aus einer Studie des Messerli Forschungsinstituts der MedUni Wien, Vetmeduni Wien und Uni Wien hervor. Die Forschenden schlagen damit in der Behandlung von Allergikerinnen und Allergikern eine völlig neue Richtung ein. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin "The Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice" publiziert.

Gefährlicher Mangel

Mikronährstoffmängel können Entzündungen fördern und das Immunsystem besonders empfindlich gegenüber allergenen Stoffen machen. Vor allem Eisenmangel signalisiert den Abwehrzellen Gefahr und führt zu einer erhöhten, übertriebenen Immunreaktion. Ein hyperaktives Immunsystem versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und hemmt die Aufnahme von Eisen – obwohl genau dieser Mikronährstoff zur Beruhigung der Überreaktion vermehrt gebraucht würde.

Die erwachende und grüner werdende Natur erfreut im Frühling viele Gemüter. Wer allergisch auf Pollen reagiert, kann diese Freude nicht immer teilen.
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Um diesen Mangel der Abwehrzellen auszugleichen, entwickelte das Team eine Lutschtablette, die doppel-blind und Placebo-kontrolliert getestet wurde. Die Lutschtablette basiert auf dem Molkenprotein Beta-Lactoglobulin von Kühen, welches als Träger für zahlreiche Mikronährstoffe fungiert.

"Durch diesen Träger erfolgt die Aufnahme statt über Blutgefäße über die Lymphe – also genau dort, wo Abwehrzellen vermehrt anzutreffen sind und die Mikronährstoffe gezielt aufnehmen können", sagt Studienleiterin Franziska Roth-Walter vom Messerli Forschungsinstitut.

Symptome beinahe halbiert

Da eine Tablette mit weniger als einem Milligramm eine sehr kleine Eisenmenge aufweist, gilt sie nicht als Eisenpräparat. Vielmehr ist der Mikronährstoff darin in einer Form enthalten, mit der die allergiebedingte Hemmung der Eisenaufnahme umgangen werden kann. Nach sechsmonatiger Einnahme in Kombination mit den notwendigen Medikamenten sei in der Hauptsaison der Birkenpollen bei den Patientinnen und Patienten eine Reduktion der Symptome um 45 Prozent erreicht worden.

Um gegen Allergiesymptome anzukämpfen, standen bislang die Immuntherapie und auch speziell abgestimmte Medikamente zur Verfügung.
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Bisher gilt die Allergen-Immuntherapie als einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit zur Linderung allergischer Erkrankungen. Dabei wird ein Allergen spezifisch gegen die jeweilige Allergie eingesetzt, zum Beispiel Birkenpollen gegen Birkenpollen-Allergie. "Die Versorgung der Abwehrzellen mit Mikronährstoffen über die Lutschtablette zeigte eine ähnlich starke Wirksamkeit, und zwar auf komplett Allergen-unabhängige und daher universelle Weise", sagte Roth-Walter.

Durch diätischen Maßnahme werde nicht die Allergie selbst, sondern die zugrunde liegende Überempfindlichkeit der Abwehrzellen gegenüber allergenen Stoffen herabgesetzt. Für all jene, die zur Zeit der Birkenblüte unter tränenden Augen und rinnender Nase leiden, dürfte die verhältnismäßig sanfte Symptombekämpfung dennoch eine willkommene Hilfe sein. (apa/red)