Wenn es um das Thema BMW geht, wurde in letzter Zeit mehr über Nieren gesprochen als in der Nephrologie. Nicht, dass das irgendetwas an der Designphilosophie der Münchener geändert hätte oder dies in Zukunft tun würde. Wie Sie oben sehen, sind die überlebenswichtigen Organe auch beim i4 M50 und beim iX3 eingebaut. Haben wir den Punkt also abgehakt, dann folgen Sie mir bitte zu den wichtigen.

Der i4 ist so vorwärts orientiert, wie das Design vermuten lässt. Und das Erscheinungsbild des iX3 wurde nach nur zwei Jahren an das der anderen i angeglichen.
Foto: Stockinger

Besser gesagt: zu dem wichtigen. Und der heißt i4 M50. Wir haben ja schon öfter über sportliche, überdimensioniert motorisierte Elektroautos geschrieben. In der Summe kosten die allerdings mindestens einen sechsstelligen Betrag.

Der i40 M50 ist da etwas anders. Angefangen bei 69.800 Euro (unser Testwagen kam auf insgesamt 93.668 Euro), liegt der Preis zwar immer noch in der teuren Kategorie Stück, dafür aber wenigstens im Ansatz bezahlbar. Zumindest für die Leute, die sich vorher auch einen M-BMW in die Garage gestellt haben.

Und das M hat er sich verdient, der i4. Im ersten, aber auch zweiten und dritten Blick ist er ein Sportwagen erster Güteklasse. Das gilt nicht nur für die Beschleunigung (0–100 km/h in 3,9 Sekunden), die wie bei vielen E-Autos über jeden Zweifel erhaben ist, sondern vor allem für die (Quer-)Dynamik, die er auf die Straße bringt, obwohl er rund 2,2 Tonnen wiegt. Grund dafür ist wohl der tiefe Schwerpunkt, der der Batterie zu verdanken ist. Die ist nämlich unter dem Flurboden verbaut und gewährt dem i4 somit ein tolles Stabilitätsplus, das er mit einer Fahrweise zurückzahlt, die wohl jeder Kritikerin und jedem Kritiker der E-Mobilität ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.

Foto: Stockinger

Bleibt noch der Kritikpunkt, dass dieser ganze Spaß ohne jegliche Geräusche und Atmosphäre stattfindet. Das ist aber nur halb richtig. Denn während im normalen Modus Ruhe im Sportler einkehrt und dieser sich entspannt von daheim zur Arbeit und zurück kutschieren lässt, genießt er im Sport-Modus die feinsten Motorengeräuschen.

Bowser als zuvor

Die sind von Hans Zimmer komponiert. Ja genau, der Hans Zimmer, der mittlerweile zwei Oscars (Der König der Löwen, Dune) und drei Grammys (Der König der Löwen, Crimson Tide, The Dark Knight) gewonnen hat. Zusätzlich spielt sich das Ganze noch im Inneren ab, man nervt also niemanden da draußen, außer vielleicht mit seinem debilen Grinsen, wenn man es denn aufsetzt.

Der Generationensprung ist auch in der Cockpitgestaltung ersichtlich: im i4 der geschwungene Panoramabildschirm...
Foto: Stockinger
...im iX3 noch der zentral aufgesetzte.
Foto: Stockinger

Zudem ist der i4 vielleicht das erste Elektroauto, das fahrdynamische Ausrutscher verzeiht – und zwar in der Batterie. Wer zwischendurch mal ein wenig aufs Gas drücken will, muss keine Angst haben, dass er von der Reichweite her nicht mehr nach Hause kommt. Zeit warad’s.

Zugegeben, ganz so fahrdynamisch, dafür aber reichweitentreu ist der iX3 nicht unterwegs, dafür aber immer noch so, wie man das von einem BMW, wenn auch SUV, erwartet.

Viele da draußen, und vor allem die Käufer der ersten Generation, werden sich gewundert haben, warum bereits ein Jahr nach seinem Marktstart für den iX3 ein Facelift auf dem Programm stand. Unter der Haube hat sich dabei nichts geändert, lediglich das Karosseriedesign und das Interieur hat einen leicht neuen Anstrich bekommen, was den SUV nun etwas aggressiver dreinschauen lässt. Oder wie es ein Kollege ausdrückt: "Der sieht aus wie der Böse aus den Mario-Spielen." Bowser, und damit hat er Recht.

Grafik: Der Standard
Grafik: Der Standard

Platz gibt es dafür genug, und auch die Übersicht ist hervorragend. Man hat das Gefühl, stets Herr oder Frau der Lage zu sein, auch wenn man in einem doch recht großen Auto sitzt. Übersichtlich ist auch das neue Interieur, das nicht ganz so schick ist wie im i4, sich aber auf keinen Fall verstecken muss.

Dass der elektrische iX3, das war aber bereits auch vor dem Facelift so, aus China kommt, darf bekrittelt werden. Da geht das emissionsfreie Siegel, das BMW sich stolz auf die Brust heftet, gleich wieder ab.

Und auch über den Preis darf diskutiert werden. Wenn ich über den i4 M50 schreibe, dass der Preis noch in Ordnung ist, dann weiß ich, dass die Zielgruppe eine spezielle, sport-affine und wahrscheinlich gut betuchte ist. Der iX3 hingegen sollte ein Alltagsauto sein, von mir aus auch für Familien – und er startet mit einem Grundpreis von 59.990 Euro. Dafür müsste man schon eine Niere für hergeben. (Thorben Pollerhof, 10.6.2022)

Zweite Meinung, i4 M50:

Der i4 M50 ist eine geniale Fahrmaschine, mit (fast) allen Vorzügen, die man an BMW kennt und schätzt. Noch ein paar Anmerkungen im Telegrammstil. Sitze: perfekt einstellbare Passform, aber hart. Lenkung: superpräzise, aber Volant gut festhalten beim Kickdown, denn da werden Urgewalten entfesselt. Fahrwerk: souverän. Türgriffe: unpraktisch. Was wir vermissen: Schaltwippen für die diversen Rekuperationsstufen. Immerhin, Schaltung auf B ist Näherungswert für Einpedalbetrieb. Und: keine Kurzwahltaste mehr für Assistenzsysteme. Wie krieg’ ich jetzt so schnell den Spurhalter raus?!? (stock)

Zweite Meinung, iX3:

Ähnlich wie der i4 und künftig der i7 steht der iX3 auf einer Mischplattform, teilt sich also die Architektur mit den konventionell motorisierten Modellen (4er, 7er, X3). Gleichwohl später dran, bot sich – wie beim Mercedes EQC – für den ersten Elektro-Schuss nach dem i3 ein Fahrzeug auf Großserienbasis an, das aber noch nicht so für beide Welten ausgelegt war wie die erwähnten jüngeren Brüder. Für sich betrachtet, ist das ein solider E-SUV mit vernünftiger realer Reichweite. Hätte ich die Knete, wie man in Wien sagt (Achtung: Ironie!), er käme dennoch nicht infrage – weil: Er stammt aus China. (stock)