"Ich will keine Galionsfigur für diese Bratwurstbude sein", hatte der 48-Jährige Mitte Mai bei seinem Rücktritt als Präsident gesagt.

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Berlin – Nach den Querelen bei der Schriftstellervereinigung PEN soll ein alternativer Verein entstehen. Rund 230 Autorinnen und Autoren wollen den PEN Berlin gründen, wie der Journalist Deniz Yücel am Dienstag bei Twitter ankündigte. Zu den Unterstützern zählen demnach unter anderem Daniel Kehlmann ("Tyll"), Christian Kracht ("Eurotrash") und Eva Menasse ("Dunkelblum"). Die Vereinigung soll am Freitag im Berliner Literaturhaus gegründet werden.

"Wir wollen einen neuen PEN", hieß es auf der Internetseite. "Einen zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden." Es brauche einen neuen PEN, der "gemeinsam und unabhängig von Herkunft und Haltung Missstände anprangert und denjenigen hilft, die in ihrer freien Meinungsäußerung bedroht werden".

Kritik an Führungsstil

Zuletzt hatte es Kontroversen um die Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland gegeben, deren Präsident Yücel mehrere Monate gewesen ist. Gestritten wurde dabei beispielsweise nicht nur über Aussagen Yücels, der eine Flugverbotszone in der Ukraine gefordert hatte, sondern vor allem über den Führungsstil im Vorstand.

Obwohl ein Abwahlantrag gegen Yücel scheiterte, trat er Mitte Mai überraschend vom Amt zurück. "Ich will keine Galionsfigur für diese Bratwurstbude sein", hatte der 48-Jährige damals gesagt. Die Mehrheit der Mitglieder seien "Wichtigtuer und Selbstdarsteller", die den Verein gekapert hätten und für die verfolgte Autoren nur Beiwerk seien. Weltweit gibt es mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists und Novelists. (APA, 7.6.6022)