Dirigent Ralf Rangnick war mit der Leistung im "falschen Film" zufrieden. Der Deutsche ist in Österreich angekommen.

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David Alaba überzeugte und glaubt an gute Zeiten.

Foto: EPA/Bruna

Kurz nach Mitternacht, das Spiel war gerade vorbei, versank der dänische Stürmer Andreas Skov Olsen im Mittelkreis. Nicht zur Gänze, aber das Loch im Rasen des Happel-Stadions war doch recht tief, der halbe Unterschenkel des 22-Jährigen ist darin verschwunden. Am Dienstagvormittag forschten Spezialisten der Gemeinde Wien nach den Ursachen, die heftigen Regenfälle in der Nacht von Sonntag auf Montag dürften schuld gewesen sein. Ein Hohlraum wurde unterspült, es entstand ein Druck, der für das Loch sorgte. Es wird gestopft.

Das ausverkaufte Match am Freitag gegen Weltmeister Frankreich ist jedenfalls nicht gefährdet. Von einem weiteren Stromausfall im zweiten Gemeindebezirk ist nicht auszugehen. Gegen Dänemark konnte erst mit eineinhalbstündiger Verspätung begonnen werden.

Lange nach Mitternacht gab Österreichs Teamchef Ralf Rangnick Auskunft, der 63-jährige Deutsche resümierte die 1:2-Niederlage. "Wir hatten acht hochkarätige Chancen. Deshalb fühlt sich das Ergebnis an wie im falschen Film. Wir müssen in Zukunft, wenn es Spitz auf Knopf steht, das Spiel auf unsere Seite ziehen." Es gibt nicht nur im Fußball deprimierende und aufbauende Niederlagen, Dänemark zählte eindeutig zur zweiten Gruppe. "Bis auf die zwei Gegentore haben wir nicht viel falsch gemacht." Lediglich im Ballbesitz habe man "nicht immer die richtige Entscheidung getroffen".

Steigflug

Vorgänger Franco Foda hatte gebetsmühlenartig die Qualität der Spieler hervorgehoben. Unter Nachfolger Rangnick zeigen sie endlich ihr Können. Beim 3:0 in Osijek gegen Kroatien und auch im falschen Film von Wien.

Eine neue Euphorie ist im Entstehen, der Unterhaltungswert und der Erlebnischarakter der Nationalmannschaft befinden sich im Steigflug. Es ist ein System, ein Plan erkennbar, die Kicker gehen an die Grenzen, die Mischung aus aggressivem Pressing und Kombinationsfußball passt. Dem Fan gefallen die Auftritte. Rangnick ist die Absage an die Langeweile.

Er berichtete davon, dass die Dänen in der Kabine laut gesungen und gefeiert haben. "Das tat weh, beweist aber die Bedeutung der Nations League. Auch wir haben sie angenommen."

Der Teamchef hatte die Mannschaft an neun Positionen geändert, lediglich Torschütze Xaver Schlager und Konrad Laimer machten wieder mit. Erneut über 90 Minuten. Die beiden werden intern "Duracell-Hasen" genannt, Rangnick ist von ihrer Energie und ihrem Tank begeistert. "Wir haben die Energie auf den Platz gebracht", sagte Laimer. "Wir probieren alles, was noch im Tank ist, herauszuholen. Das ist uns ganz gut gelungen", ergänzte Schlager.

Es ist ein Luxus, die drei Torschützen von Osijek, also Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer und Michael Gregoritsch, erst zur zweiten Hälfte zu bringen. Das Trio steigerte das hohe Niveau. Der 21-jährige Nicolas Seiwald bekam vom Trainer Sonderlob. "Er wird eine internationale Karriere machen. Wenn Scouts da waren, haben sie gesehen, dass er für sein Alter ein außergewöhnlicher Spieler ist." Noch ist Seiwald bei Salzburg. Selbstverständlich waren Scouts im Happel-Stadion.

David Alaba, Kapitän und Abwehrchef, ist vom Neustart unter Rangnick angetan. "Wir stecken in einem Prozess, der mir persönlich sehr gut gefällt. Wenn man sich die letzten zwei Spiele anschaut, können wir irgendwo zufrieden sein. Die Entwicklung zeigt zu 100 Prozent in die richtige Richtung. Es macht Spaß, hier zu sein."

Und nun kommt Frankreich, das ist kein Spaß. Die Franzosen erreichten in Split gegen Kroatien ein 1:1, Kapazunder wie Karim Benzema und Kylian Mbappe wurden von Coach Didier Deschamps geschont.

Normalität

Rangnick wird erneut rotieren. Schließlich grenzten vier Spiele in elf Tagen an "Körperverletzung". Laimer und Schlager sind möglicherweise davon auszunehmen, die laufen wie aufgezogen. Der Teamchef ist von den ersten Tagen seiner Tätigkeit angetan. "Ich wurde wunderbar aufgenommen. Die Leute haben bemerkt, dass ich ein ganz normaler Mensch bin." Ein Sieg gegen Frankreich wäre zwar nicht abnormal, aber doch überraschend. Ein guter Film im vollbesetzten Freiluftkino wird es allemal. (Christian Hackl, 7.6.2022)