Bereits 23 Jahre als Basketballtrainer tätig und immer noch voller Energie: Raoul Korner.

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Mit einer Auszeit, gar einem Sabbatical hatte Raoul Korner geliebäugelt. Geworden ist es wieder eine große Arbeitsaufgabe. Der 48-jährige Wiener übernimmt ab kommender Saison den Trainerposten beim deutschen Basketball-Bundesligisten Hamburg Towers. "Das ist ein schlafender Riese", sagt Korner zum STANDARD, "hier werden große Pläne gewälzt, der Klub hat gewaltiges Potenzial".

Erst vor neun Jahre gegründet, schaffte es Hamburg in dieser Saison ins Play-off der BBL und ins Achtelfinale des Eurocups. Nur die Euro League, die Champions League des Basketballs, ist sportlich höher angesiedelt. Hamburg ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands, langfristig kann nur das Ziel sein, sich neben Bayern München und Alba Berlin an der Spitze des deutschen Basketballs zu etablieren und die Königsklasse zu erreichen.

Große Arena, große Pläne

Korner hatte nach herausfordernden Jahren als Headcoach und teilweise als Sportdirektor in Personalunion in Bayreuth und Braunschweig gar damit spekuliert, sich für ein paar Monate aus dem Trainerrad auszuklinken. "Nun heißt es im Sommer wieder Spieler scouten bei der NBA Summer League in Las Vegas und eine komplett neue Mannschaft in Hamburg aufzustellen, aber ich freue mich riesig auf die Herausforderung."

Hauptgesellschafter der Towers ist Tomislav Karajica. Mundsburg Tower, Fernsehturm, Elbdome: Karajica ist Hamburgs umtriebigster Immobilienentwickler, seit Februar 2019 ist der 46-jährige Deutsche übrigens auch Eigentümer des SK Austria Klagenfurt im österreichischen Fußball. Für die Hamburger Basketballer will Karajica eine Mega-Arena errichten, für die gerade ein Standort gesucht wird. Zwei Planungen wurden aber bereits gestoppt, in der Hafen-City und auf der Veddel, weil die Stadt dann doch etwas anderes bauen wollte. Die derzeitige Heimhalle im Stadtteil Wilhelmsburg fasst knapp 4.000 Zuschauer, gegen Bayern München wich man vergangene Saison aber auch schon mal in die Messehalle aus, um diese mit 12.000 Fans zu füllen. Sportlich federführend bei den Towers ist der gebürtige Hamburger Marvin Willoughby, der 44-jährige hat in der Ära von Dirk Nowitzki 35-mal im deutschen Team gespielt.

Korners Ziele

Ein weinendes Auge hat Raoul Korner, weil Hamburg eine Doppelfunktion als Teamchef Österreichs nicht zulässt. Die Towers hatten in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht mit dem US-Amerikaner Mike Taylor, der neben seinem Posten in Hamburg auch das polnische Nationalteam coachte. "Österreichs Nationalteam liegt mir am Herzen, meine Assistenten werden die Mannschaft ab Herbst in der EM-Qualifikation betreuen, ich bleibe aber im Hintergrund an Bord im Verband", sagt Korner.

Ende Juni steht der 48-Jährige in der EM-Vorqualifikation noch einmal an der Seitenlinie, Österreich trifft auf Irland (30. Juni, 20.20 Uhr) und Zypern (3. Juli, 18 Uhr). Gespielt wird in der um 900.000 Euro modernisierten Sporthalle Alpenstraße in Salzburg. Mit dabei sein könnte auch NBA-Star Jakob Pöltl, die Versicherungsfrage zwischen der NBA und dem österreichischen Verband ÖBV ist noch immer nicht geklärt. "Es wird Zeit, dass sich Basketball auch im Westen des Landes in die Auslage spielt, mit Jakob gäbe es einen tollen Anlass", sagt Korner.

Österreichs Herren liegen auf dem langen Weg zur EM-Teilnahme derzeit auf Platz zwei ihrer Vierergruppe. Die drei Gruppensieger und der beste Gruppenzweite steigen in die zweite Runde auf. Danach stehen noch zwei weitere Quali-Phasen auf dem Programm.

Korner ist seit 23 Jahren Basketballtrainer, große Karriereziele stehen noch im Raum. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, das ist ein großes Privileg. Ich bin aber auch ein Kontrollfreak. Der Erfolg in Hamburg ist schnell gekommen, nun gilt es, Stabilität reinzubringen und die nächsten Schritte zu setzen." (Florian Vetter, 8.6.2022)