Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen und fossilen Quellen verhält sich beim Abbau oft gleich.
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Immer mehr Unternehmen setzen auf grüne Alternativen zu den Produkten, die sie bisher im Programm führten. Auch die Nachfrage dafür steigt – zusammen mit dem Bewusstsein für möglichst ökologischen und nachhaltigen Konsum. Wie Debatten rund um das Phänomen Greenwashing zeigen, ist es damit allerdings nicht genug. Dass es noch viele Punkte gibt, an denen das System verbessert werden muss, demonstriert auch ein Hintergrundpapier des deutschen Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) über "Bioplastik": Für die Umwelt sei es oft ähnlich schlecht wie herkömmliches Plastik, da es genauso abgebaut werde.

Der Unterschied zwischen den beiden Formen ist, dass Bioplastik aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird – wie der Name schon sagt, sind das vor allem Pflanzen, etwa Mais und Zuckerrohr. Es handelt sich auch nicht immer um neue Herstellungstechniken: Zelluloid aus dem pflanzlichen Material Zellulose wurde bereits im 19. Jahrhundert hergestellt und unter anderem für Zigarettenfilter und Filmmaterial verwendet.

Auf chemischer Ebene oft identisch

Während also für die Produktion keine limitierten fossilen Quellen wie Erdöl genutzt werden, verhalten sich Biopolymere bei der Zersetzung oft wie herkömmliches Plastik, weil sie chemisch identisch seien, sagt Janine Korduan, BUND-Expertin für Kreislaufwirtschaft. Es sind klarerweise nicht alle Materialien, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren, gleich "schlecht" oder "gut", doch müssen sie im Detail miteinander verglichen werden.

Korduan kritisiert, dass die Rohstoffe oftmals nicht ökologisch angebaut werden, sondern als Monokulturen etwa in Südamerika. Dabei würden auch große Mengen an Dünger, Pestiziden und Wasser verbraucht. "Für die Umwelt bringt 'Bio'-Plastik gar nichts: Die Herstellung verbraucht viele Ressourcen und bei der Zersetzung entstehen keine Pflanzennährstoffe", zitierte der BUND Korduan in einer Mitteilung zum Hintergrundpapier.

Interpretation von Siegeln

Trotzdem sind die Bio-Plastik-Produkte – etwa Einweglöffel in Eisdielen, Becher am Wasserspender oder Müllbeutel – mit nach Korduans Angaben "TÜV-geprüften Siegeln" versehen. Dabei seien diese nicht mit Bio-Siegeln aus dem Lebensmittelbereich vergleichbar.

Lebensmittel müssten viel höheren Anforderungen gerecht werden, um ein Siegel zu erhalten, heißt es von der Naturschutzorganisation. Beim sogenannten Bio-Plastik würden auch in den Verpackungen enthaltene Chemikalien toleriert: "Viele 'Bio'-Plastik-Produkte enthalten Schadstoffe und sind aus toxikologischer Sicht nicht besser als herkömmliche."

Sortieranlagen nicht angepasst

Der BUND schreibt in dem Hintergrundpapier auch, dass der Anteil an Biopolymeren, also echtem Bio-Plastik in Verpackungen, so gering sei, dass die Sortieranlagen auf Mülldeponien diese nicht erfassten, weil es sich wirtschaftlich nicht lohne. Sie würden aus den Anlagen geschleust und verbrannt.

Die BUND-Expertin fasste zusammen: Es gebe zwar Ausnahmen, aber der größte Teil der als Bio-Plastik gekennzeichneten Verpackungen betreibe Greenwashing und täusche Verbraucherinnen und Verbrauchern Nachhaltigkeit nur vor. Ökologisch sinnvoller aus Sicht des BUND: die Nutzung von Mehrwegprodukten. (red, APA, 8.6.2022)