Die abgelegene Finca auf Mallorca, die einsame Bucht auf Kreta und das wildromantische Bergdorf auf Sizilien haben in diesem Sommer etwas gemeinsam: Dort hinzukommen wird richtig teuer. Wer sich 2022 einen Mietwagen für Rundfahrten, die abgelegene Unterkunft oder eigene Entdeckungen checken will, muss schon wieder mit heftigen Preissteigerungen im Vergleich zum Vorjahr rechnen. Dabei sind Mietautos bereits 2021 um bis zu 150 Prozent teurer gewesen als 2020.

Die Gründe dafür liegen im enormen Aufholbedarf bei Urlaubsreisen, der auf ein weiterhin reduziertes Angebot bei Pkws trifft. Die Autoindustrie liefert wenige Wagen aus, und von diesen geht überhaupt nur ein kleiner Teil in die Mietwagenflotten. 2022 sind nur 580.000 neue Mietwagen in der EU verteilt worden, 2019 waren es noch 1,3 Millionen.

Die Industrie liefert aktuell wenig Autos aus. Nur ein kleiner Teil davon wird zu Mietautos.
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Wie teuer Mietautos an begehrten Reisezielen heuer tatsächlich sind, haben wir diese Woche in einer Testbuchung via billiger-mietwagen.de ermittelt. Wir wollten eine bescheidene, aber familientaugliche Karosse (Kompaktklasse für zwei Erwachsene und zwei Kinder mit Gepäck) für eine Woche im August (6. bis 13.8.) ergattern, alle Kilometer sollten inklusive sein, und die Vollkaskoversicherung durfte im Schadenfall keinen Selbstbehalt verursachen. Man weiß ja nie.

In Chania, das häufig von Kreta-Urlaubern angeflogen wird, kamen wir auf einen Inklusivpreis von € 548 pro Woche; in Palma de Mallorca kostet ein Mietauto der Kompaktklasse derzeit € 771 und in Catania auf Sizilien schon unglaubliche € 854 für eine Woche. Da können ein paar aktuelle Tipps nicht schaden, wie man weitere Kosten vermeidet bei der Mietwagenbuchung.

Autovermieter wie Sunny Cars bemerken, dass die Buchung von Mietwagen heuer oft sehr kurzfristig erfolgt.
Foto: Sunny Cars / Holger Leue

Frage: Kommt man 2022 wirklich nicht günstiger an einen Mietwagen?

Antwort: Grob gesagt, nein. Die Nachfrage ist viel höher als das Angebot. Es lohnt aber immer und heuer besonders, die Preise zu vergleichen. So gibt es neben dem großen Preisvergleicher billiger-mietwagen.de unter anderem noch Sunny Cars sowie mietwagen-check.at und neuerdings auch Suchmaschinen und Preisvergleiche der Automobilclubs wie ÖAMTC-Mietwagen. Letztere bieten ihren Mitgliedern Rabatte an, wie es sie auch für Stammkunden der großen Verleiher wie Sixt gibt.

Frage: Sollte man immer das billigste Angebot nehmen?

Antwort: Nein. Vor allem dann nicht, wenn die Versicherungsleistung unzureichend ist. Wer bei der Versicherung spart, muss mit bösen Überraschungen und Kostenfallen rechnen. Leider gar nicht so selten bezahlt man dann für Kratzer, die bereits frühere Kunden verursacht haben. Und um bei großen und kleineren Unfällen abgesichert zu sein, empfiehlt sich eine echte Vollkaskoversicherung mit Diebstahlschutz ohne Selbstbeteiligung. Eine weitere Grundregel: Die Versicherungssumme der Haftpflicht sollte immer mindestens eine Million Euro betragen. Auf jeden Fall sollten Glas, Felgen und Reifen mitversichert sein, dort sind Schäden am häufigsten.

Frage: Kann man wenigstens beim Sprit sparen?

Antwort: Ja, sogar doppelt. Zum einen sollte man bei der Buchung auf eine spritsparende Modellgruppe achten. Zum anderen ist die Tankregelung "full-to-full" am günstigsten: mit vollem Tank abholen und mit vollem Tank zurückgeben. Was normalerweise nach Erbsenzählerei klingt, kann bei den aktuellen Spritpreisen einen großen Unterschied machen. Durch diese Regelung lassen sich teils überhöhte Tankpauschalen sparen, Mietende zahlen so immerhin nur den tatsächlich verbrauchten Kraftstoff zu normalen Tankstellenpreisen.

Extras wie ein Navi verursachen oft hohe Zusatzkosten bei Mietwagen.
Foto: Reuters / Peter Dasilva

Frage: Wo liegen noch versteckte Kosten?

Antwort: Vor allem in der "Sonderausstattung". Hohe Kosten können etwa durch Navigationssysteme, Kindersitze, Einwegmieten, Zusatzfahrer oder junge Fahrer unter 21 Jahren sowie beschränkte Kilometerleistung entstehen. Hier gilt es abzuwägen, was wirklich benötigt wird. Wenn möglich, sollten diese Dinge nicht erst vor Ort dazugebucht werden.

Frage: Was kann noch unliebsame Extrakosten verursachen?

Antwort: Bei der Buchung sollte man unbedingt auf die No-Show-Regelungen in den allgemeinen Geschäftsbedingungen achten. Die Vermieter unterscheiden nicht, ob man selbst, die Airline oder ein Dritter die Verspätung oder das Nichtabholen zu verantworten hat. Einbehalten wird dann meist die ganze Miete. Bei Verspätung also unbedingt Kontakt mit dem Vermieter aufnehmen!

In europäischen Großstädten kann man mittlerweile leicht per App Autos von Privatleuten mieten.
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Frage: Gibt es Alternativen zu den traditionellen Autovermietern?

Antwort: Ja, auch hierfür gibt es bereits Shared-Economy-Modelle. Eigentümer, die ihr privates Auto nicht ständig benötigen, vermieten es an Privatleute weiter. Etwa der Dienst Go More ist bereits in vielen Städten und Regionen Europas vertreten. Wer sich damit ein Auto von Privat zu Privat checkt, ist auch adäquat versichert und muss oft nicht einmal eine Übergabe mit dem Vermieter ausmachen. Das Ausleihen und die Rückgabe geschehen in vielen Fällen über die App. Die Preise sind oftmals recht günstig, allerdings sind die Versicherungsleistungen nicht so leicht zu durchschauen wie bei professionellen Vermietern. Ein weiterer Nachteil: Abseits von großen Ballungszentren findet man nicht so viele private Vermieter.

Frage: Wo liegt das größte Einsparungspotenzial?

Antwort: Ganz klar im Zeitpunkt der Buchung. Vergleichs- und Buchungsportale wie Sunny Cars stellten fest, dass rund die Hälfte aller Mietwagenbuchungen im Monat Mai sehr kurzfristig für Mai und Juni erfolgte. Entsprechend entfiel weniger als ein Drittel der Buchungen auf die Hauptsaison Juli und August. Daraus lässt sich ableiten: Die Mietwagenbuchung erfolgt fast immer zu spät, obwohl die Preise ständig weiter anziehen. Spätestens jetzt sollte also für die Hauptsaison gebucht werden – falls es überhaupt noch Autos gibt. (Sascha Aumüller, 12.6.2022)