Das Europäische Forum Alpbach soll nach zwei hybriden Jahren heuer wieder vollständig im Bergdorf stattfinden.

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Sechs Monate Krieg in Europa – das ist die traurige Bilanz, die gezogen werden muss, wenn das Europäische Forum Alpbach (EFA) Ende August über die Bühne geht. Zumindest sofern die russische Invasion in der Ukraine weiter anhält. Das Forum, das seit 1945 jährlich im Tiroler Bergdorf Alpbach stattfindet, will sich daher viel mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Krieges auseinandersetzen.

Das Programm unter dem Generalthema "The New Europe" wurde mit Kriegsausbruch am 24. Februar stark redigiert, sagte Andreas Treichl, Präsident des EFA, bei der Präsentation des Programms am Mittwoch. Die großen Themen "Securing our Future in a Globalised World", "The Climate Opportunity" und "The Financing of Europe's Future" standen bereits vergangenes Jahr auf dem Programm, neu hinzugekommen ist der Schwerpunkt "Democracy and the Rule of Law in Europe".

Die klassische Unterteilung in Wirtschafts-, Rechts- und Politikgespräche aus früheren Jahren wurde zugunsten der vier Schwerpunkte aufgegeben. Die Veranstalter erwarten rund 4.000 Teilnehmer, davon circa 600 Stipendiaten aus ganz Europa, darunter Ukraine und Russland, aber auch aus Asien und Afrika. Restriktionen aufgrund der Pandemie werde es aus jetziger Sicht nicht geben, so Treichl. Reine Online- oder Hybridveranstaltungen sind nicht geplant. "Das Forum lebt von persönlichen Interaktionen", so Treichl.

Neue Programmstruktur

Um diese zu forcieren und vor allem jungen Menschen verstärkt die Möglichkeit zu bieten mit Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Dialog zu treten, finden die "Alpbach Seminars" (Seminarwoche) heuer erstmals nicht eine Woche vor dem offiziellen Auftakt des Forums statt, sondern werden in das Programm der beiden Wochen von 21. August bis 2. September integriert. Stipendiaten besuchen am Vormittag Seminare und haben am Nachmittag die Möglichkeit, an Events teilzunehmen und mit Spezialisten zu sprechen, erklärt Treichl den neuen Ablauf.

Gespräche, Vorträge und Plenarveranstaltungen zu Politik, Wirtschaft oder etwa Gesundheit finden bereichsübergreifend an den ersten vier Tagen entlang der vier Schwerpunkte statt. In der zweiten Woche, der sogenannten "Lab Week", sollen die Themen in voraussichtlich zehn Retreats vertieft und Lösungen erarbeitet werden.

Zum Auftakt des Forums werden die ukrainische Vizepremierministerin Olha Stefanischyna und Bundeskanzler Karl Nehammer über das Jahresthema "The New Europe" diskutieren. Angekündigt haben sich außerdem bereits Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, der albanische Premierminister Edi Rama, Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, der Ökonom Jeffrey Sachs sowie österreichische, griechische, estnische, belgische und schwedische Nationalbanker. Bis zum Start am 22. August soll das Programm laufend um weitere Sessions und Speaker erweitert werden. (red, 8.6.2022)