Was so ein altes Armband aus Pakistan vermag, lässt Kamala Khan (Iman Vellani) in der ersten Folge von "Ms. Marvel" noch staunen.

Foto: Disney+/Universal Studios/ Amblin Entertainment

Ms. Marvel ist die erste muslimische Superheldin im Universum der großen Entertainmentmarke Marvel – seit 2014 als Comic, seit Mittwoch nun auch als gleichnamige Serie bei Disney+. Sie bewegt sich weit im Genre der Teenager-Comedy mit viel selbstironischen Anspielungen auf die Eltern in der neuen Heimat – noch eine Besonderheit im lange doch recht männlich geprägten Marvel-Universum.

Diese Marvel-Fanwelt staunte denn auch etwas irritiert, als der Konzern 2013 eine Neuerfindung von Ms. Marvel ankündigte. Aus dem bisher als blonde Soldatin mit Superkräften geläufigen Charakter sollte ein muslimisches Teenager-Mädchen aus einer Familie mit sehr präsenten Wurzeln in Pakistan werden. Diversität ist eben auch unter Superhelden ein Thema.

Aus dem riskanten Manöver wurde ein Bestseller: Die neue Ms. Marvel war einer der online bestverkauften Titel und erschloss der Marke völlig neue Publika, und das ganz ohne passende Serie oder Verfilmung. Die ließ für den Erfolg als Comiccharakter doch lange auf sich warten, auch mit der einen oder anderen konzernpolitischen Verschiebung. Dafür folgt auf den Serienstart bei Disney+ mit einer Folge pro Woche recht bald The Marvels als Film mit der pakistanisch-kanadischen Schauspielerin Iman Vellani als Kamala Khan alias Ms. Marvel.

Violette Kraft

Kamala Khan zeichnet 2022 keine Superhelden-Cartoons wie ihr gedrucktes Vorbild aus No Normal von G. Willow Wilson. Sie betreibt einen Youtube-Channel mit Animationen ihrer Helden und vor allem Heldinnen: Captain Marvel. Von der Superheldin und ihrem Kosmos träumt der in der Serie 16-jährige Teenager, auch in der Schule, wo sie, klassisch, auf den Gängen zwischen ignoriert und gehänselt wird. Ein hippiesker Direktor zitiert den Disney-Film Mulan, um ihren Fokus auf die Realität zu lenken.

Am Ende der ersten Folge wird sie die Idee mit der Realität verwerfen und lieber "cosmic" bleiben. Da kommt Kamala Khan gerade entgegen dem mütterlichen Ausgehverbot von einer Avengers-Convention. Sie hat den Cosplay-Wettbewerb als Captain Marvel gewonnen – mit Superkräften aus einem Armband, das ihre Großmutter aus der alten Heimat geschickt hat. Die zerlegen, für Kamala doch etwas überraschend, als violette Flugkörper und Geschoße die Deko der Convention und retten als Hand die überhebliche Highschool-Beauty vor einem tiefen Fall auf die Convention-Bühne. (Harald Fidler, 8.6.2022)