Endlich wieder Festivals – fünf ausgesuchte Empfehlungen für einen gut beschallten Festivalsommer.

Foto: Christian Fischer

Heute, Donnerstag, beginnt im Burgenland das größte Musikfestival des Landes. Das Nova Rock bei Nickelsdorf an der ungarischen Grenze dauert vier Tage lang und ist ausverkauft. Veranstalter Ewald Tatar ist happy, das Team in entsprechender Stimmung. "Vor vier, fünf Monaten hätten wir das nicht zu träumen gewagt, umso größer ist jetzt die Freude."

Zum ersten Mal seit 2019 werden heuer die heimischen Festivals wieder regulär ausgetragen, in den beiden Jahren davor sind sie durch die Pandemie weitgehend ausgefallen. Im Vorjahr musste sich Nova Rock noch mit einem Tag und einem sehr regionalen Programm bescheiden. Immerhin gelang damit der Beweis, dass so eine Großveranstaltung unter den gegeben Sicherheitsauflagen möglich war.

"Sicherheitsgefühl steigt"

Auch der internationale Tourzirkus läuft wie geschmiert. Tatar spricht im Hinblick auf den Herbst von einem Vorverkaufsverhalten wie im Jahr 2019: "Die Zögerlichen werden weniger, das subjektive Sicherheitsgefühl steigt, das spüren wir im Vorverkauf."

Auch andere Veranstalter und Festivals berichten Ähnliches, der Konzerthunger seitens des Publikums ist beträchtlich. Im Folgenden porträtieren wir ausgesuchte Sommerfestivals und ihre jeweiligen Programme.

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Nova Rock

Der Viertäger gilt als der Patagotitan mayorum unter den heimischen Festivals, als der größte Landdinosaurier im Zeichen der Stromgitarre. In der "Pannonia Fields" gerufenen Steppe treten auf zwei Großbühnen nationale und internationale Bands auf. Heuer Muse, Placebo, Volbeat, Rise Against, Seiler und Speer ...

Das Festival steht traditionell in der Kritik, stets das Immergleiche anzubieten. Fürsprecher sehen darin die Erfüllung des Auftrags, den sein Name erteilt. Heuer lockt das Nova Rock pro Tag wieder rund 55.000 Besucher an. Aufgrund der vergangenen Niederschläge und daraus folgender Überschwemmungen ersucht der Veranstalter das Publikum, möglichst spät anzureisen.

Ahoi! Pop

Festivals bedeuten nicht zwangsweise Zelt, Survival-Kit und Dixi-Klo auf dem Gang zwischen Fuchsbau und Kuhfladen. Das Linzer Ahoi! Pop ist eine vergleichsweise beschauliche Veranstaltung.

Zwischen 6. und 10. Juli lädt das vom Linzer Posthof seit 2016 veranstaltete Festival sein Publikum zu drei Abenden an der Donau. Zwischen Lentos-Museum und Brucknerhaus treten heuer die auf Tour befindlichen Wanda auf. Geistvolle Gemütlichkeit bietet ein Konzert der Berliner Element of Crime, hinzu kommt der Schrecken Michael Jeannées und Dominic Heinzls, der deutsche Rapper Sido. Zudem bietet der Posthof regelmäßig Programm auf seiner Frischluftbühne.

Poolbar

Ebenfalls auf viele Termine verteilt sich das traditionelle Poolbar-Festival in Feldkirch in Vorarlberg. Vom 7. Juli bis zum 12. August bietet es heuer wieder "Nischen bis Pop", wie die Veranstalter versprechen.

Auch für das Poolbar-Festival im Hallenbad ist kein Campingzelt vonnöten, dafür viel Zeit für ziemlich viele Auftritte. Heuer reicht das Programm von Agnes Obel über die Girls Against Boys bis zu Lesungen von Wolf Haas oder einem Auftritt von Alfred Dorfer.

Der musikalische Schwerpunkt liegt auf Indie-Musik in diverser Ausprägung, die Größe des Austragungsorts arbeitet dem familiären Charakter der Veranstaltungsreihe wie jedes Jahr gut zu.

Frequency

Das heuer nach einer Pandemiepause wieder abgehaltene Frequency in St. Pölten ist das zweite Großfestival des Landes, das Zehntausende vier Tage lang bindet. Vom 17. bis 20. August spielen dort dutzende Acts aus dem FM4-Universum sowie dessen Vorhöfen.

Das Frequency gilt kulturell als physische Prüfung und erfreut sich vor allem beim jungen, gebildeten Publikum mit Hang zu altersgemäßen Ritualen großer Beliebtheit. Dagegen ist manch eine Maturareise ein Kirchgang. Das Programm reicht heuer von Bilderbuch über Raf Camora, AnnenMayKantereit oder der Antilopengang bis zu den alten Weisen des Rauchgrases Cypress Hill. Wohl bekomm’s.

Fuzzstock

Man kann doch die Berge nicht diesem Hansi Hinterseer überlassen. Das dachte sich Herwig Zamernik alias Fuzzman. Seiner Einsicht folgend, veranstaltet er seit einigen Jahren in den Kärntner Bergen das Fuzzstock. Ein kuscheliges Gegenkultur-Festival, das mit Hallodris aus der heimischen Independent-Szene Programm macht.

Der von Naked Lunch oder dem Disharmonic Orchestra bekannte Zamernik tritt als Fuzzman mit seinen Singin’ Rebels selbst auf, dazu gibt es am 26. und 27. August in Klippitztörl Gigs von Attwenger, Stefanie Sargnagel, Clara Luzia, Viech, Kreiml und Samurai, Fritz Ostermayer und anderen mehr. Kinder unter 14 zahlen nix. (Karl Fluch, 9.6.2022)