Feuerlibellen kommen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und haben sich mittlerweile in Zentraleuropa verbreitet.
Foto: imago/Martin Werner

Die meisten Lebewesen stehen durch den enorm schnellen Klimawandel vor massiven Herausforderungen, viele Arten könnten sogar aussterben. Eine aktuelle Studie hat sich aber auch mit einigen Tieren beschäftigt, die es durch regionale Veränderungen künftig sogar besser haben dürften als bisher. Naheliegenderweise sind es in Bayern vor allem wärmeliebende Arten, die profitieren, wie Forschende der Technischen Universität München (TUM) in einer Studie zeigen.

Hierfür haben sie das Datenbanksystem der Artenschutzkartierung am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) ausgewertet, das rund 3,1 Millionen Artnachweise in Bayern umfasst. In ihrer Studie konzentrierten sich die Wissenschafterinnen und Wissenschafter auf die Bestandsanalyse von gut 200 Insektenarten – konkret 120 Schmetterlinge, 50 Heuschrecken und 60 Libellen.

Bekannte Profiteuse

Demnach zeigte sich durchweg, dass die wärmeliebenden Arten in ihrem Bestand zunahmen, schreibt das Team im Fachjournal "Global Change Biology". Währenddessen ging allerdings das Vorkommen von Arten, die an kühlere Temperaturen angepasst sind, zurück.

Wärmeangepasst sind etwa der Graublaue Bläuling (ein Schmetterling), das Weinhähnchen (eine Heuschrecke) sowie die Feuerlibelle. "Die Feuerlibelle ist einer der bekanntesten Profiteure der Klimaerwärmung. Die ursprünglich im mediterranen Raum verbreitete Großlibelle trat Anfang der 90er-Jahre zum ersten Mal in Bayern auf und ist inzwischen großflächig verbreitet", sagte Christian Hof, Leiter der Forschungsgruppe BioChange an der TUM.

Zu den kälteangepassten Arten, die in der Studie untersucht wurden, gehören der Alpen-Perlmuttfalter, die Alpine Gebirgsschrecke oder die Kleine Moosjungfer. Bei Schmetterlingen und Heuschrecken habe es insgesamt mehr Bestandsabnahmen als -zunahmen gegeben, während Libellen überwiegend positive Trends zeigten, hieß es weiter.

Spezialisten haben Probleme

"Ein möglicher Grund hierfür ist die Verbesserung der Gewässerqualität während der letzten Jahrzehnte, was insbesondere den auf Wasserlebensräume angewiesenen Libellen zu Gute kommt", sagt Hof. Jene Arten, die an ganz bestimmte Ökosysteme angepasst sind, gingen der Studie nach in ihrer Population zurück, zum Beispiel Schmetterlinge wie das Große Wiesenvögelchen oder der Hochmoor-Bläuling.

Der Hochmoor-Bläuling ist nicht gut für den Klimawandel vorbereitet.
Foto: Jussi Murtosaari / imago / Nature Picture Library

"Unsere Studie belegt, dass die Auswirkungen des Klimawandels eindeutige Spuren auch in unserer heimischen Insektenfauna hinterlassen", sagt Diana Bowler vom an der Studie beteiligten Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Die Studie zeige außerdem, wie aus bestehenden Datensätzen von Behörden spannende Ergebnisse gewonnen werden könnten. Auf derlei Datensätze sollte viel öfter zugegriffen werden, sagt Bowler. (APA, red, 9.6.2022)