Der Hauptsitz der EZB in Frankfurt am Main.

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Brüssel/Frankfurt – Europas Währungshüter steuern auf die erste Zinserhöhung seit elf Jahren zu. Bis Ende September sollen die Negativzinsen im Euroraum beendet sein, kündigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde kürzlich an. Die Weichen in Richtung steigender Zinsen wird der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) aller Voraussicht nach bei seiner auswärtigen Sitzung am Donnerstag stellen.

Erster Zinsschritt Ende Juli

Über die Beschlüsse ihres obersten Entscheidungsgremiums will die EZB gegen 13.45 Uhr informieren. Erwartet wird, dass der EZB-Rat beschließen wird, ab Juli keine frischen Milliarden mehr in den Kauf von Staatsanleihen und Wertpapieren von Unternehmen zu stecken. Nach dem Ende der Nettoanleihenkäufe könnte bei der nächsten Sitzung am 21. Juli ein erster Zinsschritt folgen. Volkswirte rechnen damit, dass die EZB dann zunächst den negativen Einlagensatz in Richtung null bewegen wird. Derzeit müssen Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken.

Der Leitzins als wichtigster Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld im Euroraum liegt aktuell auf dem Rekordtief von null Prozent. Dieser Hauptrefinanzierungszins wurde in den vergangenen Jahren in der Bedeutung vom Einlagensatz verdrängt. In den vergangenen Wochen hat der Druck auf die EZB zugenommen, umzusteuern und mit Zinsanhebungen die hohe Teuerung einzudämmen. Mit um die acht Prozent sind die Teuerungsraten derzeit meilenweit entfernt vom Zwei-Prozent-Mittelfristziel der EZB. (APA, 9.6.2022)