Palmen säumen diese Oase der Meraner Gemächlichkeit.

Foto: Ottmanngut/Damian Pertoll

Das großelterliche Haus auf dem Grundstück hat Martin Kirchlehner behutsam in einen Übernachtungsbetrieb umgewandelt.

Foto: Ottmanngut/Franziska Unterholzner

Wenige Zimmer gibt es, alle sind vom örtlichen Designer Harry Thaler miteingerichtet.

Foto: Ottmanngut/Damian Pertoll

Als Gast betritt man eine Art rustikale Moderne.

Foto: Ottmanngut/Franziska Unterholzner

Im Garten wachsen Palmen und Zypressen, am Hang gedeiht Wein, und zwischen den Terrassenstühlen tapsen zwei Schildkröten herum. Das Ottmanngut in Meran wäre schon allein wegen des intimen Parks einen Besuch wert.

Das großelterliche Haus auf dem Grundstück hat Martin Kirchlehner behutsam in einen Übernachtungsbetrieb umgewandelt, für den der Begriff Hotel irgendwie falsch klingt. Wenige Zimmer gibt es, alle sind vom örtlichen Designer Harry Thaler miteingerichtet, und als Gast betritt man eine Art rustikale Moderne. Hell gebeizte Dielen und grün gekachelte Öfen erinnern an die alten Zeiten, minimales Design und moderner Service ans neue Jahrtausend.

Beim Frühstück im Garten beginnt die Entschleunigung des Tages. Die Marmelade stammt aus eigener Produktion, das Brot ebenfalls, das Bircher-Müsli bereitet der Koch selbst zu, die frischen Eierspeisen kommen wie kleine Fine-Dining-Gerichte daher. Kein Wunder, dass das Ottmanngut sein Frühstück als Drei-Gänge-Menü zelebriert – und dafür zu Recht Zeit und Aufmerksamkeit vom Gast verlangt. Die weißen, gestärkten Tischtücher anpatzen? Lieber nicht.

Alles in Slow Motion

Die Zeit zwischen Espresso und Orangensaft lässt sich leicht vertreiben. Nach Slow Food üben sich die Gäste in Slow Motion. Es ist wie auf dem Mond: alles eine Frage der Perspektive. Ein kleiner Tapser für die Menschheit, ein großer Schritt für eine Schildkröte. Das Maskottchen des Ottmannguts heißt Max. Es hat etwas sehr Hypnotisches, dem etwa 100-jährigen Reptil dabei zuzusehen, wie es einen Fuß vor den anderen setzt, als würde es sich in Zeitlupe bewegen, trotzdem gegen ein Klappstuhlbein bumst und danach wie ein Trockenschwimmer über den Kies weiterspaziert.

Die Griechische Landschildkröte wirkt als Gesprächskatalysator zwischen den Gästen – ein Hohn angesichts seiner tatsächlichen Geschwindigkeit. Manch einer füttert Max mit Burrata, seine Leibspeisen sind jedoch Klee, Löwenzahn und Fette Henne, wie der Eigentümer verrät. Vor zwei Jahren hat er Konkurrenz respektive Gesellschaft bekommen. Helmuth, 20 Jahre jung, ist in den Garten des Boutiquehotels eingezogen. (Ulf Lippitz, 10.6.2022)

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