So in etwa könnte der "White Rock Spinosaurid" ausgesehen haben, der einst die Erde unsicher machte.
Illustration: ANTHONY HUTCHINGS

Aktuell dominieren Dinosaurier wieder die Leinwände: Seit Mittwoch läuft mit "Jurassic World – Ein neues Zeitalter" der (angeblich) letzte Teil der seit den 1990er-Jahren erfolgreichen "Jurassic Park"-Reihe in den Kinos. Diesmal steht nicht ein katastrophengeplagter Freizeitpark voller gentechnisch wiedererweckter Dinosaurier im Mittelpunkt der Handlung, denn die Urzeitechsen haben sich gleichsam emanzipiert. Sprich, sie haben sich weltweit wieder in der freien Natur ausgebreitet – mit allen erdenklichen Konsequenzen.

Dazu passt das Timing einer aktuellen Entdeckung in Großbritannien gut: Ein Team um Chris Baker von der University of Southampton hat auf der britischen Isle of Wight die Überreste eines riesigen Raubsauriers gefunden, der einst von Westeuropa aus große Landstriche erobert haben dürfte. Wie die Forschenden im Fachblatt "PeerJ" berichten, handelte es sich bei dem Fleischfresser um einen Spinosaurier mit möglichen Rekordmaßen.

Zweibeinig mit Krokodilskopf

"Das war ein riesiges Tier von mehr als zehn Metern Länge, den Dimensionen nach zu urteilen handelt es sich wahrscheinlich um den größten Raubsaurier, der je in Europa gefunden wurde", sagte Baker. "Es ist nur schade, dass so wenig Material von ihm vorhanden ist."

Einige der gefundenen Knochen und deren jeweilige Position im kreidezeitlichen Tier.
Foto: Chris Barker/Dan Folkes

Immerhin umfasst der Fund unter anderem Beckenknochenteile und Rückenwirbel, mit deren Hilfe die Paläontologinnen und Paläontologen einige Details rekonstruieren konnten. Wie andere Spinosaurier war auch die neu entdeckte Art zweibeinig und dürfte einen länglichen Körperbau und einen krokodilähnlichen Kopf gehabt haben. Das Alter des Dinosauriers konnte auf rund 125 Millionen Jahre datiert werden.

Der neue Fund stütze die Annahme, dass der Spinosaurier ursprünglich aus Westeuropa stammte und sich dort in mehrere Arten aufspaltete, bevor er größere Verbreitung fand, schreiben die Forschenden. Sie haben bereits im Vorjahr zwei ähnliche Arten beschrieben.

Ein Teil des Schwanzwirbels (links) und des Rückenwirbels des neu entdeckten Spinosauriers.
Foto: Chris Barker

Angenagter Spitzenräuber

Einen wissenschaftlichen Namen hat der Neuzugang unter den landlebenden Riesenräubern noch nicht – damit wollen die Forschenden noch auf weitere Funde warten. Bis dahin führen sie den Dinosaurier als "White Rock Spinosaurid", angelehnt an den Fundort, die gleichnamige Gesteinsformation an der Südwestküste der Isle of Wight.

Der Spinosaurier dürfte auf der Nahrungspyramide sehr weit oben gestanden sein – bis er schließlich selbst zur Beute wurde, wenn auch vermutlich erst postmortal: Aasfresser haben sich wohl am Kadaver des Riesen gütlich getan, wie Spuren an den Knochen zeigen. (dare, 9.6.2022)