ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher nach ihrer Bestellung im September 2021.

Foto: APA / Robert Jäger

Wien – In einer Woche zieht die Radio-Information aus dem Funkhaus in den neuen, gemeinsamen Newsroom mit dem Fernsehen und Online Ö1 und Ö3 folgen noch heuer auf den Küniglberg. Im Publikumsrat sprach Radiodirektorin Ingrid Thurner von "Begeisterung und Freude", die den "letzten Schritt auf den Küniglberg begleiteten. Das begründete sie mit dem "sehr attraktiven neuen Arbeitsplatz" dort.

Update: Betriebsrat skeptisch

Auf nicht überbordende Begeisterung in der Radio-Belegschaft deutet indes eine Reaktion des Radio-Betriebsrats hin. Der kommentierte die Äußerungen der Radiodirektorin mit: "Die Kolleginnen und Kollegen des ORF-Radios sind gegenüber Neuem sehr aufgeschlossen, sehen jedoch das künftige Arbeitsumfeld im Großraumbüro äußerst kritisch wie auch die angekündigte Arbeitsplatzverdichtung." Gemeint ist damit das Verhältnis von Mitarbeiterinnen zu Schreibtischen insbesondere im neuen Newsroom.

Probebetrieb

Thurnher erklärte ihre sehr positiven Erwartungen in den Umzug mit ersten Erfahrungen aus dem seit zwei Tagen laufenden Probebetrieb im neuen Newsroom parallel zum Betrieb im Funkhaus.

Der Abschied aus dem Funkhaus, vor wenigen Tagen mit einem Abschiedsfest begangen, fällt der Radiobelegschaft hörbar und seit vielen Jahren schwer. Sie fürchten etwa eine Dominanz des Fernsehens in diesem Newsroom mit seinem vielfach größeren Budget und seiner vielfach größeren Sichtbarkeit.

"Normative Kraft des Faktischen"

Thurnher sagte im Publikumsrat zum Großprojekt Umzug: "Ich setze auf die normative Kraft des Faktischen." Und sie bringt ein Beispiel, das in den vergangenen Wochen für einige Unruhe gesorgt hat – TV-Kulturredakteurinnen sollten in das neue Ö1-Haus kommen.

"Stellen Sie sich vor, Kulturredakteurinnen und Kulturredakteure von Ö1 sind plötzlich in räumlicher Nähe ihrer Kollegen vom Fernsehen", sagte die Radiodirektorin im Publikumsrat. Sie könnten sich dann austauschen darüber, was sie gerade beschäftigt und begeistert. Thurnhers Schluss: "Das kann gar nicht anders sein, als gute Auswirkungen zu haben."

Thurnher räumte ein, dass das Funkhaus "ein Stück der ORF-DNA" sei und "ein wichtiges Standbein des ORF und der ORF-Kultur" bleibe mit dem Radio-Kulturhaus als "Kulturcluster in der Wiener Innenstadt". (fid, 9.6.2022)