Martin Hinteregger von der Frankfurter Eintracht hat Erklärungsnot.

Wien/Frankfurt – Im Länderspiel gegen Frankreich fehlt Verteidiger Martin Hinteregger verletzungsbedingt, Schlagzeilen schrieb der 29-jährige Kärntner dennoch. Nach einer Recherche des österreichischen Journalisten Michael Bonvalot unterhielt der Legionär von Eintracht Frankfurt eine Geschäftsbeziehung zu Heinrich Sickl.

Der Sohn von Elisabeth Sickl, der ehemaligen Ministerin für soziale Sicherheit und Generationen in der Regierung Wolfgang Schüssel I, ist ehemaliger Grazer FPÖ-Gemeinderat und galt als spendabler Förderer der rechtsextremen Identitären Bewegung.

Kleinfeldturnier Hinti Cup

Im Zentrum der Recherche stand der sogenannte Hinti Cup. Das Kleinfeldturnier für Fans soll zwischen 16. und 19. Juni in Sirnitz in Oberkärnten, dem Heimatort Hintereggers, stattfinden. Parallel dazu war das Musikfestival Festi:ball auf dem Gelände von Schloss Albeck geplant, das Elisabeth Sickl 1987 kaufte. Auftreten sollte auch DJ Ötzi.

Mit dem Hinti-Cup wolle er allen danken, die ihm "seit Jahren den Rücken stärken und diese unglaubliche Reise überhaupt erst ermöglichen", ließ Hinteregger wissen.

Organisiert wird der Hinti-Cup von einer Hinti Event GmbH mit Sitz in Sirnitz. Diese GmbH sei von "drei gleichberechtigten Gesellschafter*innen gegründet worden, die jeweils 12.000 Euro eingebracht haben: Martin Hinteregger, einer Gastronomin – und FPÖ-Mann Heinrich Sickl."

Am Donnerstag bezog der Internationale via Instagram Stellung: Er sei ebenso wie die Familie Sickl in Sirnitz verwurzelt, das Schloss Albeck, das Anwesen und die Umgebung seien eine naheliegende Wahl gewesen. Von den politischen Aktivitäten der Familie Sickl will Hinteregger nichts gewusst haben.

Allerdings: "Jegliche Geschäftsbeziehung zur Familie Sickl wird aufgrund des aktuellen Wissensstandes mit sofortiger Wirkung abgebrochen." Die Veranstaltung Hinti Cup werde "alternativ geprüft". Hinteregger wies "Anschuldigungen, dass ich rechts orientiert bin", klar ab. Er setze sich weiterhin gegen jegliche Art der Diskriminierung ein.

Eintracht Frankfurt teilte mit, bisher habe es nur Kontakt zu Hintereggers Berater gegeben. Der Europa-League-Sieger verwies daher auf die Stellungnahme seines Profis. Von Inhalt und Form der Geschäftsbeziehungen im Zusammenhang mit dem Hinti-Cup habe man keine Kenntnis gehabt. "Die nun zu Tage getretene geschäftliche und gesellschaftsrechtliche Nähe zu einem Vertreter des rechten politischen Spektrums in Österreich verlangt eine klare Distanzierung", schrieb der Bundesligist.

Eintracht Frankfurt stehe für Toleranz, Weltoffenheit und Internationalität und habe "keinen Zweifel daran, dass Hinteregger zwar ein heimatverbundener, aber eben auch ein weltoffener und toleranter Charakter ist, dem Diskriminierung fremd ist und der sich mit den Werten von Eintracht Frankfurt in vielerlei Hinsicht identifiziert". (red, APA, 9.6.2022)