Die Luegbrücke kurz vor der Passhöhe am Brenner muss von Grund auf saniert und teils neu errichtet werden.

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Innsbruck – Knapp zwei Kilometer lang und mehr als baufällig: Die in den 1960er-Jahren erbaute Luegbrücke auf der Brennerautobahn (A13) muss dringend generalsaniert werden. Das ist seit längerem bekannt und sorgt für Verstimmung. Denn die Anrainergemeinden im verkehrsgeplagten Wipptal plädierten mit Unterstützung von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) für eine Tunnellösung statt eines Brückenneubaus. Doch am Mittwoch hat nun die Asfinag bekanntgegeben, dass die Tunnellösung vom Tisch sei und man Ende 2024 mit der Generalsanierung starten werde.

Diese umfangreichen Arbeiten werden bis zu zwei Jahre dauern, und die vielbefahrene Brennerautobahn wird für diese Zeit im Abschnitt Luegbrücke "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" nur mehr jeweils einspurig befahrbar sein. Schon jetzt ist eine Fahrspur auf der A13 praktisch permanent mit Transit-Lkws voll, daher befürchtet man nun in Tirol einen Verkehrskollaps.

Tragwerk kann nicht mehr saniert werden

Für die Asfinag gibt es allerdings keine Alternative, wie Stefan Siegele, Geschäftsführer der Asfinag Alpenstraßen GmbH, erklärte: "Die Sanierung des bestehenden Tragwerks ist nicht mehr möglich, sondern es sieht so aus, dass wir das alte Tragwerk entfernen und ein neues bauen müssen." Schon jetzt müsse die Brücke gesichert werden, wofür man aktuell 18 Millionen Euro aufwende. Für die Generalsanierung rechnet der Straßenbetreiber mit rund 300 Millionen Euro Gesamtkosten.

In der Tiroler Landespolitik lassen diese Pläne die Wogen hochgehen. Zuletzt ging im Land am Pfingstsamstag wegen Verkehrsüberlastung teils gar nichts mehr. Die Aussicht auf eine einspurige Brennerautobahn verheißt angesichts des stetig steigenden Verkehrsaufkommens nichts Gutes. Selbst die Asfinag rechnet mit einer "nachhaltigen Beeinträchtigung der Region und des Landes Tirols".

Grüne und Neos warnen vor Verkehrskollaps

Die Grünen wollen mit einer Studie zur Belastbarkeitsgrenze der A13 und der A12, die in Kooperation mit der Universität Innsbruck sowie der Asfinag ausgearbeitet wird, einem Verkehrskollaps vorbeugen. Denn Michael Mingler, grüner Verkehrssprecher, warnt davor, dass die Einspurigkeit im Bereich Lueg für das Wipptal ohne weitere Maßnahmen kaum verkraftbar wäre. "Ziel der Studie ist es, genau zu ermitteln, wie viele Fahrzeuge die A13 bei einer Einspurigkeit im Bereich Lueg verträgt. Die Ergebnisse liefern uns die notwendige Grundlage, um in weiterer Folge eine wirksame Dosierung umzusetzen", erklärt Mingler die Idee dahinter. Es werde jedoch nicht nur mehr Dosiertage brauchen, sondern auch zusätzliche Dosierstandorte zwischen Kufstein und Innsbruck. Ziel sei es, den Verkehr insgesamt zu begrenzen.

Schärfere Töne kommen von den Neos, die sich weiter für die Tunnellösung starkmachen. "Die von der Asfinag eingeschlagene Gangart im Zusammenhang mit der offenbar baufälligen Luegbrücke ist ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Bevölkerung und völlig inakzeptabel", kritisiert der pinke Verkehrssprecher Johannes Margreiter. Die Wipptaler Bevölkerung müsse nun die Versäumnisse bei Wartung und Erhaltung der Brücke ausbaden. Margereiter nimmt Mobilitätsministerin Leonore Gewessler (Grüne) in die Pflicht und fordert sie auf, "von unabhängiger Seite überprüfen zu lassen, welche Maßnahmen unverzüglich getroffen werden können, um einen dauerhaften vierspurigen Betrieb der Luegbrücke für die Zeit sicherzustellen, bis ein Ersatzbauwerk geschaffen ist".

FPÖ unterstellt Grünen mangelnden politischen Willen

Bei der FPÖ reagierte Verkehrssprecherin Evelyn Achhorner irritiert auf die Ankündigung der Asfinag: "Die Politik diskutiert über die zwei Verkehrslösungen Luegbrücke oder Luegtunnel, und die Asfinag schafft einfach Fakten." Die Freiheitlichen unterstellen dem Straßenbetreiber, gar nie ernsthaft eine andere Lösung als die Sanierung angestrebt zu haben. Achhorner sieht die Grünen in der Pflicht: "Nicht zu vergessen ist aber, die oberste Instanz in der Asfinag ist die grüne Verkehrsministerin Leonore Gewessler, und die zuständige Landesrätin im Bundesland Tirol ist die grüne Ingrid Felipe. Da hat wohl der politische Wille zu einer umweltverträglichen Lösung gefehlt, und jetzt ist es zu spät." (Steffen Arora, 9.6.2022)