Pussy-Riot-Aktivistin Nika Nikulschina.

Foto: Screenshot/ORF-TVThek

Aus Angst vor Repressalien haben rund 200.000 Russinnen und Russen ihre Heimat verlassen, seit Russlands Präsident Wladimir Putin am 24. Februar die Ukraine überfallen ließ. Was nichts anderes als ein Angriffskrieg ist, darf in Russland nur als militärische Spezialoperation bezeichnet werden. Dass sich unzählige Leute wie Nika Nikulschina, Mitglied der Kreml-kritischen Punkband Pussy Riot, trotzdem kein Blatt vor den Mund nehmen, ist umso bewundernswerter.

Nikulschina hofft, dass jemand aus Putins Kreis ihn umbringe, sagte sie aus ihrem Exil in Georgien – zu sehen am Mittwoch im ORF-Weltjournal: Russland – Raus aus der Heimat und jetzt in der TVthek. In Russland wurde Nikulschina bereits mehrfach interniert. Sie lebt im Exil, weil sie hier mehr bewirken könne. Eine Rückkehr ist derzeit ausgeschlossen. "Wir müssen warten, bis er stirbt", sagt sie – und meint Putin.

Dissidentin flüchtet aus Moskau

Dass es Hunderttausende wie Nikulschina gibt, die jetzt in der Diaspora leben oder in Russland Widerstand leisten, ist ein Kapitel des Krieges, das zu selten beleuchtet wird. Kristina etwa, selbst Russin, lebt in der georgischen Hauptstadt Tiflis. Sie hält ein Schild in die Höhe, dass dieser Krieg ein Verbrechen sei. "Was sonst?" Die Dissidentin hat Moskau kurz nach Kriegsbeginn verlassen und weiß, dass sie lange nicht mehr retour kann. Schweigen sei keine Option, und bevor sie in Moskau verhaftet werde, helfe sie lieber Flüchtlingen.

Andere wie die 76-jährige Künstlerin Jelena Ossipowa sind in Russland geblieben. Sie protestiert gegen Putin schon seit dem Jahr 2002 – und macht weiter. "Ich habe vor nichts mehr Angst. Warum sollte ich Angst haben?", fragt sie. (Oliver Mark, 9.6.2022)