Es handle sich um "grundlose Anschuldigungen", wonach eine fremde Macht eine Marinebasis auf dem Boden Kambodschas errichte. Das erwiderte das kambodschanische Außenministerium vergangenen Mittwoch auf die Vorwürfe von Kritikern. Experten und Analysten aber gehen davon aus, dass es genau das ist: eine chinesische Marinebasis in Kambodscha.

In den kommenden zwei Jahren sollen chinesische Experten, staatseigene Betriebe und Militärfirmen den Hafen Ream an der Südküste des Landes modernisieren und dabei Trockendocks, Piers und andere Infrastruktur für Schiffe aufbauen. Finanziert wird der Aufbau mit einem chinesischen Darlehen. Bereits 2019 war bekannt geworden, dass die Volksbefreiungsarmee ein Drittel des Hafens für 30 Jahre gepachtet hat.

Hier soll sie entstehen, die chinesische Marinebasis in Ream.
Foto: Planet Labs PBC via AP

Auf Kritik stieß das Vorhaben bei der kambodschanischen Opposition. In der 1991 verabschiedeten Verfassung sind ausländische Marinebasen im Land nicht vorgesehen.

Wachsende globale Militärpräsenz

Auch auf chinesischer Seite will man all das nicht so nennen, sondern geht lieber gleich in den Angriff über: "Bestimmte Länder haben ihre Propagandabemühungen erhöht und versuchen die chinesisch-kambodschanischen Beziehungen schlechtzureden", sagte der chinesische Botschafter.

Es ist nicht die erste Marinebasis Pekings in der Region. Seit Jahren baut die Volksrepublik ihre militärische Präsenz in der Region aus. So unterhält die chinesische Marine bereits Stützpunkte in Djibouti, im pakistanischen Gwadar, auf den Malediven und auf Sri Lanka. Ziel der Marinebasen ist es, den Import von Erdöl aus dem Nahen Osten über die Straße von Malakka nach Ostchina zu sichern.

Infrastrukturmantel

Oft geht der Aufbau dieser Stützpunkte einher mit der wohlklingenden Initiative der "Neuen Seidenstraße". Mit dem eher lose definierten Projekt, das ein Steckenpferd Xi Jinpings ist, schafft sich China neue Absatzmärkte und Einfluss. Chinesische Staatsunternehmen bauen Infrastrukturprojekte wie Häfen, Straßen und Zugstrecken. Finanziert werden die Projekte durch die Asian Infrastructure Investment Bank, Chinas Antwort auf die Weltbank. Nicht selten aber geraten die Staaten so in eine politische Abhängigkeit von China. Auch in Kambodscha hat Peking Milliarden investiert – zum Beispiel in eine Autobahn von der Hauptstadt Phnom Penh nach Sihanoukville.

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Kambodscha gilt als traditioneller Verbündeter Pekings. Die Volksrepublik hatte die maoistisch geprägten Roten Khmer in den 70er-Jahren unterstützt, die damals ein grausames Regime errichtet hatten. Kurz nach einem verlustreichen Krieg Chinas mit Vietnam im Jahr 1979 waren vietnamesische Truppen in Kambodscha einmarschiert und hatten die Schreckensherrschaft beendet. Seit den 2000er-Jahren hat Kambodscha immer mehr Kasinobetreiber und andere halblegale Akteure aus China angezogen. Glücksspiel ist auf dem Festland illegal. Zudem ist das Land Ziel von chinesischem Massentourismus. Seit einigen Jahren gibt es Direktflüge aus chinesischen Metropolen nach Phnom Penh und Angkor Wat. (Philipp Mattheis, 9.6.2022)