Die Aktivistin hatte im Juni 2019 nachdem sie das Rettungsschiff Sea-Watch 3 mit 40 Migranten an Bord trotz des Verbots der italienischen Behörden in den Hafen von Lampedusa gesteuert.

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Rom – In Mailand hat am Donnerstag eine Gerichtsverhandlung gegen den früheren italienischen Innenminister Matteo Salvini wegen des Vorwurfs der üblen Nachrede begonnen. Die deutsche Schiffskapitänin Carola Rackete hatte den Politiker angezeigt, weil er sie infolge ihres Einsatzes als Seenotretterin beschimpft habe. Die Aktivistin wirft dem Chef der rechten Lega vor, sie rufschädigend angegriffen zu haben.

Weder Salvini noch Rackete erschienen am Donnerstag vor Gericht. Er sei mit der Wahlkampagne in Hinblick auf die Teilkommunalwahlen am kommenden Sonntag (12. Juni) beschäftigt, erklärte Salvini, der sich von seinen Anwälten vertreten ließ. Diese bestritten, dass Salvini die deutsche Kapitänin verleumdet habe. "Es war nur Kritik und keine Beleidigungen", betonten die Anwälte. Verbale Attacken seien in der Politik nicht unüblich. Salvini habe damit eine klare Botschaft über den Kurs seiner Regierung in Sachen Migration entsenden wollen.

Festnahme war ungültig

Der Prozess ist eine Folge der Klage, die die ehemalige Sea-Watch-3-Kapitänin Rackete gegen den Lega-Chef eingebracht hatte. Rackete war im Juni 2019 auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden, nachdem sie das Rettungsschiff Sea-Watch 3 mit 40 Migranten an Bord trotz des Verbots der italienischen Behörden in den Hafen gesteuert hatte. Wenige Tage danach hatte eine italienische Richterin ihre Festnahme für ungültig erklärt und ihre Freilassung aus dem Hausarrest angeordnet.

Der damalige italienische Innenminister Salvini, der für seine migrationsfeindliche Politik bekannt ist, hatte die deutsche Kapitänin in Medien und auf Facebook wiederholt beschimpft und als "deutsche Kriminelle", "Piratin" und als "reiche und verwöhnte Kommunistin" bezeichnet. Rackete hatte mit ihrer Klage gegen Salvini die italienische Justiz zur Schließung der Sozialen Netzwerkkonten des Politikers aufgefordert. (APA, 9.6.2022)